Rheinische Post Ratingen

Diebes-Pärchen verstaut Schnaps im Kinderwage­n

Die Liste der Delikte ist lang. Alles begann damit, dass die Beiden ins Haus des Vaters der Angeklagte­n einbrachen.

- VON SABINE MAGUIRE

HEILIGENHA­US/NIEDERBERG Den eigenen Vater beklaut, Schnapsfla­schen im Kinderwage­n verstaut und dann auch noch eine alte Dame auf den Gehweg geschubst, um ihr die Handtasche zu stehlen: Was da gestern vor dem Wuppertale­r Berufungsg­ericht ausgebreit­et wurde, könnte genug Stoff für eine lokale Bonnie & Clyde-Geschichte liefern.

Auf der Anklageban­k saß dort gestern ein 34-Jähriger, den man auch gut zehn Jahre jünger hätte schätzen können. Neben ihm seine 29-jährige Lebensgefä­hrtin, das gemeinsame Kind lebt derzeit bei Pflegeelte­rn. Beide waren zuvor vom Wuppertale­r Landgerich­t wegen Wohnungsei­nbruchsdie­bstahls und räuberisch­en Diebstahls zu zwei Jahren und einem Monat Freiheitse­ntzug verurteilt worden und sitzen seit einem Jahr in Untersuchu­ngshaft. Von dort wurden sie gestern mit beinahe zwei Stunden Verzögerun­g vorgeführt, weil irgendwie untergegan­gen war, dass die Berufungsv­erhandlung auf dem Plan stand.

Als es dann schließlic­h losging, kamen nochmals die Diebestour­en aus den vergangene­n zwei Jahren aufs Tapet. Angefangen hatte es mit dem Einbruch in das Einfamilie­nhaus des Vaters der Angeklagte­n in der Losenburge­r Straße, der dort mit seiner Lebensgefä­hrtin wohnt. „Der Angeklagte hebelte das WCFenster auf und kletterte rein“, skizzierte der Richter die Abläufe. Drinnen wurden Ohrringe, Armbänder und Ringe in den Taschen verstaut - bis zu dem Zeitpunkt, als die Angeklagte überrasche­nd dem eigenen Vater gegenübers­tand. Der hatte das Pärchen auf frischer Tat ertappt und forderte den Schmuck seiner Lebensgefä­hrtin zurück. Die Tochter gab ihm die wertlosen Sachen, um mit dem Rest zu verschwind­en.

Nicht immer traten die Angeklagte­n bei ihren Diebestour­en gemeinsam auf. Mal war es der 34-Jährige, der im Velberter Mediamarkt dabei erwischt wurde, als er sich gerade ein Tablet in den Hosenbund steckte. Dann wiederum war es seine Lebensgefä­hrtin, die in einem Supermarkt acht Flaschen Whiskey im Kinderwage­n verstaute. Als Beide einer älteren Dame begegneten, stießen sie die Frau zu Boden, um ihr die Tasche aus der Hand zu reißen. Mit dabei im Kinderwage­n: Die kleine Tochter, die unfreiwill­ig zur Zeugin der Taten wurde.

Die Drogensuch­t des Paares ist dem Gericht bekannt. Beide geben an, sich einem Entzug unterziehe­n zu wollen. Gerne hätten sie auch wieder ihre Tochter näher bei sich. Die Oma wolle sich darum kümmern. Das Berufungsv­erfahren wird fortgesetz­t.

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