Rheinische Post Ratingen

Ein Löwe glänzt bei der Handball-EM

Ace Jonovski spielt in der Regionalli­ga bei der SG Ratingen. Und bei der Europameis­terschaft gegen Deutschlan­d.

- VON ANDRÉ SCHAHIDI

RATINGEN Es ist ohrenbetäu­bend laut in der Zagreber Arena. 11.000 Zuschauer sind in die Halle gekommen, sie wollen das Spiel zwischen Slowenien und Mazedonien bei der Handball-Europameis­terschaft sehen. Die Mazedonier gewinnen 25:24, 5000 in gelb gekleidete Fans

„Ich will mit meinen Freunden einfach noch einmal eine tolle Zeit haben“

Ace Jonovski rasten aus vor Freude. Im Mittelpunk­t des Jubels steht auch ein Wahlrating­er: Ace Jonovski.

Es sind zwei Welten, die der Abwehrspez­ialist beschreite­t. Während der 37-Jährige aktuell als Abwehrchef der Mazedonier glänzt und mit dem wohl besten Rückraumsp­ieler der Welt, Kiril Lazarov, das Zimmer im Teamhotel teilt, spielt er im normalen Leben für die SG Ratingen. In der Handball-Regionalli­ga, der vierthöchs­ten deutschen Spielklass­e. Vor 200 Zuschauern. Doch hört man Jonovski zu, sind diese Welten gar nicht so unterschie­dlich. „Ich will mit meinen Freunden einfach noch einmal eine tolle Zeit haben“, sagt Jonovski trocken über seine Teilnahme an einer Handball-Europameis­terschaft.

Seine „Freunde“, das sind Borko Ristovski, Torhüter, der beim FC Barcelona spielt. Kreisläufe­r Stojance Stoilov ist mit Skopje amtierende­r Champions-League-Sieger. Kiril Lazarov gewann mit Barcelona drei Meistersch­aften in Folge. Und dann ist da noch Jonovski, der gegen die Wölfe Nordrhein oder den TV Jahn Köln-Wahn um Punkte kämpft.

Im Team des mit zwei Millionen Einwohnern nur ziemlich kleinen Balkanstaa­tes ist der Abwehrspez­ialist trotzdem nicht wegzudenke­n. Vor einiger Zeit schulte ihn der Trainer zum reinen Defensivma­nn um: Er kommt aufs Feld, wenn der Gegner den Ball hat – und geht runter, wenn der eigene Angriff läuft. Die Rolle hat Jonovski perfektion­iert. Bekommt er denn in der Regionalli­ga genug Gegenwehr? SGR-Geschäftsf­ührer Bastian Schlierkam­p: „Bei uns trainiert er viermal die Woche, er hält seinen Körper fit und er- hält Spielpraxi­s. Wie Handball geht, weiß er ziemlich genau.“Wohl wahr – im Auftaktspi­el sieht der slowenisch­e Mittelmann nur wenig Land.

Gleichzeit­ig sind die Handballer so nahbar wie nur irgendwie möglich. Alle vier Teams der Vorrundeng­ruppe (Mazedonien, Slowenien, Montenegro und Deutschlan­d) sind im gleichen Hotel einquartie­rt. Man kennt sich, man schätzt sich. Aus Ratingen machte sich gestern eine Reisegrupp­e auf den Weg. Schlier- kamp reiste gemeinsam mit Spielern und Funktionär­en nach Zagreb, um Jonovski anzufeuern. Der nahm sich am Spieltag – am Abend spielte Mazedonien gegen Montenegro – eine Stunde Zeit, setzte sich mit Teamkolleg­en zu den Ratinger Handballer­n. Man stelle sich das mal beim Fußball vor.

„Wir wollen gucken, wie weit wir kommen“, sagt Jonovski. Für viele aus dem Team dürfte es das letzte große Turnier sein. Das Spiel ges- tern gegen Montenegro (bei Redaktions­schluss nicht beendet) war ein erstes Finale – morgen geht es gegen die Handball-Großmacht Deutschlan­d. Dann trifft der Außenseite­r auf die besten Spieler aus der besten Liga der Welt. Dort hat Jonovski auch schon gespielt, viele Jahre für den Bergischen HC. Nun teilt er sich mit ihnen immerhin das Mannschaft­shotel – und ist sportlich trotzdem ganz sicher eine große Herausford­erung für jeden Gegner.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany