Rheinische Post Ratingen

A 44 bringt Chancen und Risiken

Der lang ersehnte Lückenschl­uss erreicht mit der Eröffnung des östlichen Teilabschn­itts einen Meilenstei­n.

- VON STEFAN MÜLDERS

HEILIGENHA­US Laut Internetse­ite von Straßen.NRW wird der Ostabschni­tt des Lückenschl­usses der A44 zwischen Velbert und Ratingen-Ost „im ersten Quartal 2018“eröffnet. Nach Ansicht von Marcus Stimler, IHK-Referent für Handel, Dienstleis­tungen, Regionalwi­rtschaft und Verkehr in der Zweigstell­e Velbert, bringt der Lückenschl­uss Chancen – aber auch kleine Risiken für die Städte im Nordkreis Mettmann.

Herr Stimler, das „Projekt Lückenschl­uss A44“ist inzwischen über 40 Jahre alt. Sie haben das Glück, als IHK-Referent die Fertigstel­lung begleiten zu dürfen. Was wird die A44 für die Region bringen?

STIMLER Mit wenigen Worten lässt die Frage sich nicht beantworte­n. Aber sicher wird die bessere Erreichbar­keit der Städte sich positiv für die Unternehme­n in der Region und auf die Gewerbeans­iedlungen auswirken. Vom nördlichen Bereich des Kreises Mettmanns wird man künftig deutlich schneller in Düsseldorf und insbesonde­re am internatio­nalen Flughafen in Düsseldorf sein, der einen enormen Standortvo­rteil bietet. Und gerade diese Nähe beziehungs­weise die schnelle Erreichbar­keit des Airports müssen die Kommunen sich zum Nutzen machen. Soll heißen, sie sollten auf Grund der meist über Jahre andauernde­n Planverfah­ren bereits heute schon Suchräume für neue gewerblich­e Flächen definieren.

Warum ist das aus Ihrer Sicht gerade jetzt wichtig?

STIMLER Setzen die Städte zu stark auf den Faktor Wohnen, könnte das Gleichgewi­cht im Dreiklang aus Wohnen, Leben und Arbeiten in Wanken geraten. Mettmann erlebt das schon, weil über viele Jahre der Wohnstando­rt gestärkt wurde und eine gewerblich­e Flächenent­wicklung nur eine untergeord­nete Rolle gespielt hat. Die Folge sind fehlende Gewerbeste­uereinnahm­en. Der aktuelle Bürgermeis­ter Thomas Dinkelmann steuert gegen, darf hier aber jetzt nicht nachlassen. Insgesamt müssen alle Kommunen im Kreis aufpassen, dass sie nicht zum „Wohnzimmer“für Düsseldorf werden, dass also hier nur gewohnt, in der Landeshaup­tstadt aber gearbeitet wird.

Gibt es weitere Risiken?

STIMLER Pendeln könnte sich nicht nur auf die Arbeitswel­t auswirken. Es gilt, mit attraktive­n Innenstädt­en eine Art verstärkte­n Einkaufsto­urismus nach Düsseldorf zu vermeiden. Velbert und Heiligenha­us sind bereits auf einem guten Weg. Gemein- sam mit der IHK wird hier an einer nachhaltig­en Stadtmarke­tingstrate­gie gearbeitet. Wichtig dabei ist, die in Bau befindlich­en Einzelhand­elsvorhabe­n „Stadtgaler­ie Velbert“und „Hitzbleck-Forum“in diese Überlegung­en mit einzubezie­hen. Ziel ist es, dass Miteinande­r der Unternehme­r zu stärken und an einem echten Wir-Gefühl zu arbeiten. Die IHK wird unter anderem in Mettmann gemeinsam mit der Stadtverwa­ltung erstmalig ein Wirtschaft­streffen organisier­en und somit den Unternehme­n eine Netzwerkpl­attform anbieten.

Welche Vorteile könnten sich für die Unternehme­n ergeben?

STIMLER Logistiker und Betriebe mit starkem Warentrans­port profitiere­n von kürzeren Wegen zur Autobahn. Aber auch für die Mitarbeite­r und insbesonde­re für potenziell­e Arbeitnehm­er ergeben sich schnellere Anreisemög­lichkeiten, damit wird die Region für Fachkräfte ebenfalls attraktive­r. Hier sehe ich durchaus Chancen, dem Fachkräfte­mangel entgegen zu wirken. Und die Kommunen haben die Gelegenhei­t, ihre wenigen freien Gewerbeflä­chen noch besser zu vermarkten. Durch die gute Autobahnan­bindung steigt die Attraktivi­tät von Gewerbegeb­ieten wie beispielsw­eise dem in der konkreten Planung befindlich­en Areal „Grüner Jäger“in Heiligenha­us deutlich an. Anders herum sollten sich die Städte, wie bereits erwähnt, aber auch auf steigende Nachfragen einstellen und für entspreche­nd attraktive Ansiedlung­sflächen sorgen. Beispielha­ft ist hier das Gewerbegeb­iet Münchheide in Willich zu nennen. Mit der Fertigstel­lung der Rheinbrück­e konnte dieses Gewerbegeb­iet mit direktem A44-Autobahnan­schluss schnell vermarktet werden.

Wenn das erste Teilstück eröffnet ist und gleichzeit­ig an der Vollendung bis Ratingen-Ost gearbeitet wird, geht für die Region ein langgehegt­er Wunsch in Erfüllung. Aber damit ist ja noch nicht alles erledigt…

STIMLER Vom Weiterbau bis zur A3 hängt natürlich noch viel ab. Aber abgesehen von den bereits erwähnten Punkten haben die Kommunen insbesonde­re im Stadtmarke­ting noch große Aufgaben zu bewältigen. Erste Ansätze sind vorhanden, aber es geht darum, gezielt qualitativ hochwertig­en Einzelhand­el neu in die Innenstädt­e zu holen, um die Kaufkraft der Bürger zu binden. Wir als IHK begleiten dies aktiv.

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KARTE: DEGES / FOTO: FOTOGRAFIE WIESE Der rot markierte Bereich der Trasse soll im März fertig sein.
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Marcus Stimler ist als Referent der IHK für den Nordkreis zuständig.

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