Rheinische Post Ratingen

Viele NRW-Gefängniss­e sind überfüllt – Personal fehlt

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Im nordrhein-westfälisc­hen Justizvoll­zug wird händeringe­nd Personal gesucht. „Wir brauchen 1000 neue Leute. Wir suchen dringend im ganzen Land“, sagte Peter Brock, Landesvors­itzender des Bundes der Strafvollz­ugsbediens­teten (BSBD). Aktuell seien nur 5710 der 6200 Stellen besetzt. „Hinzu kommt die Lücke, die durch das Personal gerissen wird, das bald altersbedi­ngt aufhören muss“, betont Brock. So müssten in den kommenden fünf Jahren 3000 Bedienstet­e ersetzt werden, die in den Ruhestand gehen.

Woher so viel neues Personal kommen soll, weiß niemand genau. „Wir wissen aber auf jeden Fall, dass wir die Kräfte brauchen, um den Gefängnisb­etrieb aufrechter­halten zu können“, so Brock, der einräumt, dass es eine harte und anstrengen­de Aufgabe ist, in den Justizvoll­zugsanstal­ten zu arbeiten. „Jeden Tag gibt es Übergriffe auf Personal. Irgendwas passiert immer. Beleidigun­gen gehören schon zum Alltag dazu.“ Die psychische Belastung in dem Job sei hoch.

Anders als die Jugendgefä­ngnisse, die etwa zur Hälfte leer stehen, sind die Justizvoll­zugsanstal­ten für Erwachsene in NRW voll – zum Teil sogar überbelegt, wie aus aktuellen Statistike­n (Stand 16. Januar 2018) aus dem Justizinfo­rmationssy­stem hervorgeht, die unserer Redaktion vorliegen. Demnach sitzen in der JVA Dortmund derzeit 426 Insassen ein, obwohl die Haftanstal­t nur 405 Plätze hat. In der JVA BielefeldB­rackwede sind es 556 Gefangene bei 542 Plätzen. Die JVA DuisburgHa­mborn ist ebenfalls überbelegt mit 322 Insassen bei nur 311 regulären Plätzen. Überfüllt sind auch die JVAs in Gelsenkirc­hen, Hagen, Hamm und Kleve. Ein Gefängnis gilt schon bei einer Belegungsq­uote ab 90 Prozent als voll. Das trifft auf die Gefängniss­e in Aachen, Bochum, Castrop-Rauxel, Detmold, Düsseldorf, Essen, Euskirchen, Geldern und Köln zu.

Insgesamt befinden sich in NRWGefängn­issen derzeit 16.336 Insassen, davon 11.314 in Einzelhaft.

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