Rheinische Post Ratingen

NRW-Genossen wollen Groko-Gegnern eine Brücke bauen

In der SPD gibt es Überlegung­en, mit Blick auf den Parteitag bestimmte inhaltlich­e Kernpunkte doch noch zu konkretisi­eren.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF In der NRW-SPD wird der Ruf nach Nachbesser­ungen des Sondierung­spapiers lauter. Es gebe die Überlegung, inhaltlich­e Kernpunkte noch zu konkretisi­eren, die aus Sicht der Skeptiker noch nachgebess­ert werden sollten, etwa das Thema sachgrundl­ose Befristung­en, hieß es gestern in Fraktionsk­reisen nach einer Sitzung im Düsseldorf­er Landtag. Ähnliche Überlegung­en gebe es in Hessen.

In der Partei wird dies als ein Weg gesehen, den Kritikern einer großen Koalition eine Brücke zu bauen. Da- bei werde es aber nicht um grundsätzl­iche Neuerungen gehen können. „Wir wollen uns auf dem Parteitag nicht mit unrealisti­schen Forderunge­n wie der plötzliche­n Einführung einer Bürgervers­icherung ein Ja erkaufen“, hieß es in Parteikrei­sen. Aber auch während des letzten Parteitage­s habe die NRWSPD ja einen Kompromiss gefunden, um Skeptiker einzubinde­n.

SPD-Fraktionsc­hefin Andrea Nahles warnte vor falschen Hoffnungen auf größere Nachbesser­ungen: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Position der Union über Nacht wirklich auflöst.“Trotz- dem werde man in möglichen Koalitions­verhandlun­gen „gucken, was noch geht“. Am Sonntag soll der Bundespart­eitag darüber entscheide­n, ob die Partei Koalitions­verhandlun­gen mit der Union aufnehmen soll. Bisher ist ungewiss, ob die Genossen in NRW mehrheitli­ch ihre Zustimmung geben.

Gestern Abend kam SPD-Parteichef Martin Schulz erneut nach NRW, um in einer Vorbesprec­hung noch Überzeugun­gsarbeit bei den 65 rheinische­n Delegierte­n und einigen Gästen zu leisten, darunter Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks und der Düsseldorf­er Oberbürger­meister Thomas Geisel. Schulz musste sich seinen Weg bahnen durch ein Spalier von Jusos, die vor dem Tagungshot­el in Düsseldorf gegen eine Groko demonstrie­rten. „Es ist klar, es ist in der SPD ein lebhafter Debattenpr­ozess“, sagte Schulz vor Beginn und kündigte an, er werde auf die Jusos zugehen.

Die Substanz aus den Sondierung­sgespräche­n reiche aber aus, um Koalitions­verhandlun­gen zu führen. Später am Abend sagte Schulz, Gegner und Befürworte­r hielten sich in der Diskussion mit den Delegierte­n die Waage. Wie die Abstimmung am Sonntag ausfallen werde, sei schwer abzuschätz­en. Gleichwohl sei er optimistis­ch, ein Mandat zu bekommen. Auch Hendricks sprach am Rande der Veranstalt­ung von großer Skepsis. Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach sagte: „Es wird schwer werden.“

Nach der Sitzung der NRW-Landtagsfr­aktion hieß es gestern, unter den Wortmeldun­gen bei der Veranstalt­ung mit Parteichef Martin Schulz in Dortmund tags zuvor hätten die kritischen Stimmen überwogen. Schulz dagegen hatte sich danach optimistis­ch geäußert. „Die Fraktion ist nach wie vor sehr skeptisch“, sagte aber ein Teilnehmer. Nach einleitend­en Worten von Fraktionsc­hef Norbert Römer und SPD-Landeschef Michael Groschek habe es mehr als ein halbes Dutzend überwiegen­d kritische Debattenbe­iträge in Folge gegeben. Kritisiert wurden nach Angaben aus Fraktionsk­reisen von anderen vor allem die Ergebnisse zur Familienun­d zur Sozialpoli­tik.

In den positiven Wortbeiträ­gen hätten Fraktionsm­itglieder hingegen die Vereinbaru­ngen zur Pflege und zum sozialen Arbeitsmar­kt hervorgeho­ben. Auch sei an die gesellscha­ftspolitis­che Verantwort­ung der Partei appelliert worden.

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