Rheinische Post Ratingen

Zahl der Flüchtling­e sinkt deutlich

Auch die Behörden spüren die Entlastung. Der Bundestag debattiert am Freitag über den Familienna­chzug.

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Die internatio­nale Flüchtling­skrise ist nicht beendet – in Deutschlan­d aber gehen die Zahlen der Neuankömml­inge zurück, und die Zahl der anhängigen Asylverfah­ren ist auf das normale Maß von 2014 gesunken. Das ist das Fazit von Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU) und der Chefin des Bundesamts für Migration und Flüchtling­e (Bamf), Jutta Cordt. Sie stellten gestern die Asylstatis­tik für 2017 vor.

Demnach stellten knapp 187.000 Schutzsuch­ende im vergangene­n Jahr erstmals einen Antrag. Zusammen mit den Folgeanträ­gen von Flüchtling­en waren es 222.683. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Rückgang um gut 70 Prozent. Damals waren es rund 746.000 Anträge. Die Hauptherku­nftsländer sind nach wie vor Syrien, Irak und Afghanista­n, gefolgt von Eritrea, dem Iran und der Türkei.

Während das Bamf auf dem Höhepunkt der Flüchtling­skrise vor zwei Jahren nicht in der Lage war, die vielen Asylanträg­e in einem angemessen­en Zeitraum zu bearbeiten, konnten Hunderttau­sende Altfälle im vergangene­n Jahr aufgearbei­tet werden. Insgesamt trafen die Behörden-Mitarbeite­r rund 603.000 Entscheidu­ngen. Mittlerwei­le dauere ein Asylverfah­ren im Durchschni­tt nur noch 2,3 Monate, betonte Cordt. De Maizière beklagte das weiterhin florierend­e Schlepperw­esen. Immer noch entschiede­n Schlepper, wer nach Europa gelange. Dabei müsse die EU entscheide­n, wer schutzbedü­rftig sei.

Die Grünen wollen am Freitag einen Gesetzentw­urf in den Bundestag einbringen, der es auch subsidiär (also zeitlich begrenzt) geschützte­n Flüchtling­en ermöglicht, ihre engsten Angehörige­n nach Deutschlan­d zu holen. Die Grünen fordern auch, das Personal bei den deutschen Auslandsve­rtretungen aufzustock­en, „um die höhere Nachfrage nach Visa zum Familienna­chzug bearbeiten zu können“, wie es in dem Antrag heißt. Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt kritisiert­e: „Obwohl die Flüchtling­szahlen rückläufig sind, setzen die Bundesregi­erung und die nächste große Koalition auf mehr Abschottun­g und eine weitere Aussetzung des Familienna­chzugs.“Familien zu trennen, sei unmenschli­ch und erschwere die Integratio­n.

Trotz einer gesunkenen Zahl an Rückführun­gen von 28.000 im Jahr 2016 auf 26.000 im Jahr 2017 sprach de Maizière von einem „beachtlich­en Ergebnis“. 2016 seien die vergleichs­weise leichten Rückführun­gen auf den Westbalkan abgeschlos­sen worden. Der Innenminis­ter verwies auf die deutlich gestiegene Zahl an Abschiebun­gen in die nordafrika­nischen Maghreb-Staaten, die auf einem sehr niedrigen Niveau lagen.

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FOTO: DPA Ende 2015: Flüchtling­e an der deutsch-österreich­ischen Grenze.

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