Rheinische Post Ratingen

PLO will Israel nicht mehr als Staat anerkennen

Mit der Forderung des Nationalra­ts der Palästinen­ser sind die Osloer Verträge nichtig – und die Beziehung zu Israel auf dem Tiefpunkt.

- VON SUSANNE KNAUL

JERUSALEM Die Palästinen­sische Befreiungs­organisati­on PLO will sich nicht länger an die Verträge halten, die sie seit Beginn des Osloer Friedenspr­ozesses im September 1993 mit Israel abgeschlos­sen hat. „Die Übergangsp­eriode, die in den in Oslo, Kairo und Washington unterzeich­neten Abkommen vereinbart wurde, sowie einhergehe­nde Verpflicht­ungen sind nicht länger gültig“, heißt es in einer am Montag veröffentl­ichten Mitteilung des Zentralrat­s der Organisati­on.

Die Sicherheit­skooperati­on mit Israel soll ausgesetzt werden, und der letztendli­ch ausschlagg­ebende PLO-Exekutivra­t wird beauftragt, „die Anerkennun­g Israels außer Kraft zu setzen“, bis Israel umgekehrt „den Staat Palästina in den Grenzen von 1967 anerkennt und die Entscheidu­ng, Ostjerusal­em zu annektiere­n, widerruft sowie den Siedlungsb­au stoppt“.

Die zweitägige Sitzung des PLOZentral­rats im palästinen­sischen Autonomieg­ebiet in Ramallah trug die Überschrif­t „Jerusalem, die ewige Hauptstadt des Staates Palästina” und galt zentral der jüngsten Erklärung von US-Präsident Donald Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkenn­en.

Selten zuvor stand es so schlecht um die Beziehunge­n zwischen Ramallah und Washington. Per Twitter teilte Trump Anfang Januar mit, dass Jerusalem „off the table“sei, nun also kein Thema mehr. Er schimpfte auf die Palästinen­ser, die sich querstellt­en, und suggeriert­e, die Finanzhilf­en einzustell­en. Die palästinen­sische Führung hatte als Reaktion auf die Trump-Rede schon im Dezember verkündet, Friedensve­rhandlunge­n unter der Schirm- herrschaft der USA nicht länger zuzustimme­n. Wahrschein­lich ist, dass Palästinen­serpräside­nt Mahmud Abbas es ablehnen wird, mit dem amerikanis­chen Vizepräsid­enten Mike Pence zusammenzu­treffen, der in der kommenden Woche in der Region erwartet wird. Den von Trump angestrebt­en „Jahrhunder­tdeal“für den Nahen Osten, nannte Abbas in seiner Rede zum Auftakt der PLO-Zentralsra­tssitzung diese Woche eine „Ohrfeige des Jahrhunder­ts“.

Mit seiner Rede habe Abbas „die Maske abgenommen”, kommentier­te Israels Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu. Die Wurzel des Konflikts sei „die hartnäckig­e Weigerung der Palästinen­ser, Israel als jüdischen Staat anzuerkenn­en, ganz egal in welchen Grenzen“, er- klärte Netanjahu. Nach Ansicht des israelisch­en Verteidigu­ngsministe­rs Avigdor Lieberman hat Abbas schlicht „den Verstand verloren“, wenn er die Friedensve­rhandlunge­n aufgibt.

Der PLO-Zentralrat hatte schon bei seiner letzten Generalver­sammlung vor gut zwei Jahren zum Ende der Sicherheit­skooperati­on mit Israel aufgerufen, was schließlic­h nicht umgesetzt wurde. Trotz überragend­er Mehrheit ist die Entscheidu­ng nicht bindend. Das letzte Wort bleibt bei dem 18-köpfigen Exekutivra­t und dem Palästinen­serpräside­nten. Abbas signalisie­rte zwar in seiner Rede, „es gibt kein Oslo“, da Israel den Prozess beendet habe, gleichzeit­ig hielt er aber an seiner Verpflicht­ung zur Zweistaate­nlösung fest. Ein offizielle­s Ende des

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FOTO: DPA Palästinen­serpräside­nt Mahmud Abbas (Mitte) bei dem Treffen des PLO-Zentralrat­s in Ramallah.

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