Rheinische Post Ratingen

EU-Chefs offen für Exit vom Brexit

Die Antwort aus London auf das Angebot aus Straßburg ist allerdings eindeutig.

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STRASSBURG (dpa) EU-Spitzenpol­itiker haben Großbritan­nien angeboten, in der Europäisch­en Union zu bleiben: „Unsere Herzen sind immer noch offen für Sie“, sagte EURatspräs­ident Donald Tusk gestern im EU-Parlament in Straßburg. Falls die britische Regierung nicht noch ihre Meinung ändere, werde der Brexit im kommenden Jahr allerdings Realität – mit all seinen negativen Folgen. „Falls es keinen Sinneswand­el bei unseren britischen Freunden gibt“, so Tusk. Großbritan­nien will die Staatengem­einschaft am 29. März 2019 verlassen.

EU-Kommission­spräsident JeanClaude Juncker fügte kurz darauf hinzu, er hoffe, die Botschaft Tusks komme in der britischen Regierung an: „Ich hätte nicht gerne, wenn dies in London überhört wird“, sagte Juncker. Kommission­s-Vizepräsid­ent Frans Timmermans bekräftigt­e das Angebot. Die Europäisch­e Union lasse „selbstvers­tändlich die Tür auf“, sagte Timmermans.

Die Worte stießen in Großbritan­nien auf klare Ablehnung: „Ich glaube, wir sind da ganz eindeutig“, sagte der Sprecher von Premiermin­isterin Theresa May. „Das britische Volk hat dafür gestimmt, die Europäisch­e Union zu verlassen, und das ist es, was wir tun werden.“Zuletzt war im Vereinigte­n Königreich über ein zweites Referendum diskutiert worden. Der ehemalige Vorsitzend­e der EU-feindliche­n Ukip-Partei, Nigel Farage, hatte eine solche neue Abstimmung ins Gespräch gebracht, um Kritik am Brexit zum Verstummen zu bringen. Bei einem zweiten Referendum würden viel mehr Menschen für einen EU-Austritt Großbritan­niens stimmen als im Juni 2016, so Farage. Damals hatte nur eine knappe Mehrheit für den Brexit votiert.

Im Dezember hatte die EU London eine Frist bis Ende 2020 in Aussicht gestellt. Auch über eine mögliche Übergangsl­ösung für Großbritan­nien nach dem Brexit wurde in Straßburg diskutiert. Der Fraktionsv­orsitzende der Europäisch­en Volksparte­i, Manfred Weber, warnte, seine Fraktion werde diesem Vorhaben nur zustimmen, wenn die Konditione­n dafür gut genug seien.

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