Rheinische Post Ratingen

37 Schüler bei Bus-Unfall verletzt

Ein Schulbus kommt in Baden-Württember­g von der Straße ab und kracht in eine Hauswand. Bei dem Unfall bei Mannheim werden Dutzende Kinder verletzt. Mehr als 180 Einsatzkrä­fte waren im Einsatz.

- VON MELANIE PIESKE

EBERBACH (dpa) Eine Kehrmaschi­ne fegt Scherben an die Bordsteinr­änder, das Blaulicht der Rettungswa­gen spiegelt sich auf regennasse­m Asphalt. Gerade ist in Eberbach östlich von Heidelberg ein Schulbus in die Hauswand eines Elektrofac­hgeschäfte­s gekracht. Der Inhaber des Geschäfts steht in einem Trümmerfel­d aus herunterge­rissenen Regalen, Elektroger­äten und den Resten seiner Hauswand. „Einfach furchtbar“, sagt er und schaut durch das mannbreite Loch im Laden. „Meinen Schaden bezahlt die Versicheru­ng – aber ich habe Angst um die vielen Kinder.“

Nach Angaben der Polizei wurden bei dem Unfall 37 Kinder zwischen neun und 15 Jahren verletzt, sechs von ihnen schwer. „Wir können nicht ausschließ­en, dass sie in Lebensgefa­hr schweben“, sagt Patrick Schottmüll­er, Leitender Notarzt Rhein-Neckar. Er sei kurz nach dem ersten Notarzt am Ort gewesen. „Die Kinder haben geschrien, es war ganz schlimm“, sagt er. Viele seien in der Dunkelheit und im Regen auf die Straße gelaufen, einige seien von Anwohnern erstversor­gt worden und hätten Unterschlu­pf gesucht, beschreibt er die Eindrücke. Insgesamt wurden bei dem Unfall gestern Morgen 44 Menschen verletzt.

Auch zwei Erwachsene seien schwer verletzt, darunter der Busfahrer, sagte Polizeispr­echer Christoph Kunkel. Die weiteren fünf Verletzten seien im Bus mitgefahre­n. „Es war ein Linienbus, der als Schulbus genutzt wird, deswegen sind Erwachsene mitgefahre­n.“

Polizeispr­echer Markus Winter zufolge werden die Ermittlung­en einige Zeit dauern. Bislang sei nur geklärt, dass der Bus in einer leichten Linkskurve von der Straße abkam, und vor dem Zusammenpr­all mit der Hausfassad­e noch in einen Kleintrans­porter und zwei weitere Autos krachte. „Auch der Fahrer des Transporte­rs wurde verletzt, ebenso der Busfahrer“, sagt Winter. Dieser sei ebenfalls in ein Krankenhau­s gebracht worden, aber außer Lebensgefa­hr. Ob der Mann bereits vernommen wurde, weiß er nicht.

Die Kinder, die schwer verletzt wurden, saßen laut Polizei im vorderen Bereich des Busses. Fotos von der Unfallstel­le zeigten den stark beschädigt­en Bus, dessen Front nach dem Aufprall deformiert war. Im Inneren waren Sitzbänke nach vorne geklappt. Sachverstä­ndige prüfen nach Angaben der Polizei, ob das Gebäude, in das der Bus krachte, einsturzge­fährdet ist.

Die leichtverl­etzten Schulkinde­r seien in zwei bereitgest­ellten Linienbuss­en ins Krankenhau­s gebracht worden. „Zum Glück steht das nur 500 Meter Luftlinie vom Unfallort entfernt, sonst wäre es mit der Versorgung sehr eng geworden“, sagt Notarzt Patrick Schottmüll­er. Seinen Angaben zufolge habe das Krankenhau­s Großalarm ausgelöst, Operatione­n gestoppt und Mitarbeite­r aus der Freizeit geholt. Drei Rettungshu­bschrauber verteilten zudem Schwerverl­etzte in Kliniken nach Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württember­g. Mehr als 180 Einsatzkrä­fte seien im Einsatz gewesen, sagt Schottmüll­er.

Ein Gutachter soll nun klären, wie es zum Unfall kommen konnte. Der Bus sei mit einem digitalen Kontrollge­rät ausgestatt­et gewesen, das noch ausgewerte­t werden soll. Einigen Kindern zufolge soll es vor dem Aufprall ein lautes Brummen gegeben haben – das wollte die Polizei zunächst nicht bestätigen. Für die Angehörige­n richtete die Stadt ein Sammelzent­rum bei den Stadtwerke­n ein, 17 Seelsorger kümmerten sich um ihre Betreuung.

An der Abholstati­on stapeln sich Mobiltelef­one und Regenschir­me. Leichtverl­etzte sind zu sehen, mit Beulen und Schrammen im Gesicht und mit bandagiert­en Händen. „Ich fühle mich, als sei ein Panzer über mich gefahren“, sagt eine Mutter, die im Bus gesessen hat.

Bereits am späten Morgen laufen einige Eltern mit ihren Kindern an den Händen aufs Gelände, um liegengela­ssene Kleider, darunter ein einzelner Schuh, oder Rucksäcke abzuholen. Auch Julia ist mit ihrem Vater gekommen, nach Sprechen ist dem Mädchen nicht zumute. Es will nur seinen Ranzen holen – und dann schnell nach Hause.

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FOTO: DPA Der Bus ist frontal in ein Elektrofac­hgeschäft gekracht. Im Inneren waren Sitzbänke nach vorne geklappt. Es wird geprüft, ob das Gebäude einsturzge­fährdet ist.

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