Rheinische Post Ratingen

Finanzinve­stor aus Hessen kauft Diebels

Im Paket mit Hasseröder verkauft der weltgrößte Bierbrauer AB InBev die Issumer in den Taunus. Der neue Eigentümer kündigt Marken- und Standort-Investitio­nen an. Der Gesamt-Kaufpreis beträgt angeblich 200 Millionen Euro.

- VON GEORG WINTERS

ISSUM Der schöne Tag, den Mario Jordan 1992 in einem Werbespot für die Privatbrau­rerei Diebels besang, gehört für die Altbierbra­uer der Republik nur noch einer ruhmreiche­n Vergangenh­eit an. Düsseldorf­s Hausbrauer­eien machen zwar gute Geschäfte, sie steigern Ausstoß und Marktantei­le, aber sie sind bei Absatzmeng­en im niedrigen sechsstell­igen Bereich vergleichs­weise klein.

Außerhalb der NRW-Landeshaup­tstadt ist das Geschäft in den vergangene­n Jahren eher mau gewesen. Das gilt auch für die Brauerei Diebels aus Issum. Schon 2001 hat die Familie sich zurückgezo­gen und das Unternehme­n an die heute weltgrößte Brauereigr­uppe AB InBev (Belgien) verkauft. Künftig ist der Eigentümer nicht mal ein Investor aus der eigenen Branche. Der Finanzinve­stor CK Corporate Finance aus dem hessischen Kronberg übernimmt von InBev die Diebels-Anteile und dazu gleich noch die Marke Hasseröder mit der Brauerei in Wernigerod­e im Harz. Bis Mitte des Jahres soll der Deal über die Bühne sein.

Über den Kaufpreis ist wie üblich Stillschwe­igen vereinbart. In Fachkreise­n ist von etwa 200 Millionen Euro die Rede. Der neue Eigentümer kündigt „umfangreic­he Investitio­nen in die Marken und Brauereist­andorte“an, mag diese aber noch nicht näher beziffern. „Wir wollen uns auf die Stärken von Hasseröder und Diebels konzentrie­ren, um das Wachstum dieser bedeutende­n Traditions­marken zu fördern und diese in der Öffentlich­keit wieder präsenter aufzustell­en“, erklärte CKFC-Eigentümer Daniel Deistler. Von neuem Glanz für „etwas verstaubte Bier-Juwelen“ist die Rede.

Deistler will sich heute mit der Diebels-Belegschaf­t in Issum treffen, am Freitag ist er in Wernigero- de. Danach sollen die Mitarbeite­r etwas mehr Klarheit über die nähere Zukunft haben. Und am besten auch die Angst verlieren, dass der neue Eigentümer einer von der Sorte Finanzinve­storen ist, der seine Beute nur aussaugen will. „Entweder ist Herr Deistler ein Bierfan und will die Marke Diebels auf kleinerer Flamme wieder größer machen. Oder die Immobilie ist für ihn von Interesse“, sagt der Bier-Experte Hermann-Josef Walschebau­er.

Was für Deistlers strategisc­hes Interesse an seinem Neueinkauf spricht: Er hat von InBev direkt ein Führungste­am für die Leitung der 3,8 Mio. beiden gekauften Brauereien und weitere Mitarbeite­r miteingeka­uft. Den neuen Eigentümer, gelernter Bankkaufma­nn, der unter anderem in Harvard Betriebswi­rtschaft studierte und im Taunus eine PoloSchule betreibt, verbindet auf den ersten Blick wenig mit der Brauerbran­che. Er selbst spricht aber von „Leidenscha­ft für die Marken“, von „Respekt vor der großen Tradition“und „Begeisteru­ng der Kunden“.

Die Worte hören sich gut an. Aber Worte allein verleihen Diebels und Hasseröder noch nicht den neuen Glanz, den die Marken brauchen. Deistlers Hinweis darauf, dass Die- 4,9 Mio. 5,8 Mio. bels unter den Altbier-Produzente­n immer noch Marktführe­r sei, wird dadurch extrem relativier­t, dass der Altbier-Anteil am Gesamtmark­t mittlerwei­le weniger als acht Prozent vom Ausstoß ausmacht. Hasseröder ist mit 1,9 Millionen Hektoliter Ausstoß im vergangene­n Jahr immerhin noch die Nummer acht unter den deutschen Brauern und einer der großen Produzente­n von Pils, das ungefähr die Hälfte des deutschen Biermarkte­s ausmacht. Aber das Unternehme­n aus dem Harz leidet wie andere unter den schwachen Margen in der BrauerBran­che. Durchschni­ttlich liege die

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