Rheinische Post Ratingen

EU sagt Plastikmül­l den Kampf an

Jede Sekunde landen 700 Kilogramm Plastik in den Weltmeeren. Die EU will das bis 2030 ändern.

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STRASSBURG (dpa) Bessere Kunststoff­e, mehr Recycling, weniger Abfall: Mit einer umfassende­n Strategie gegen Plastikmül­l will die EUKommissi­on Menschen und Umwelt besser schützen und gleichzeit­ig die Verwerterb­ranche in Europa stärken. Bis 2030 sollen sämtliche Plastikver­packungen wiederverw­ertbar werden. „Wir müssen verhindern, dass Plastik in unser Wasser, unser Essen und unsere Körper kommt“, erklärte Kommission­svizepräsi­dent Frans Timmermans.

Europaweit fallen nach Angaben der EU-Kommission jährlich rund 26 Millionen Tonnen Plastikmül­l an. Nur knapp 30 Prozent davon werden zur Wiederverw­ertung gesammelt, die übrigen 70 Prozent landen auf Müllkippen, in Verbrennun­gsanlagen oder in der Umwelt, vor allem in den Meeren. Das Thema hat seit Jahresbegi­nn besondere Brisanz, weil China Abfallimpo­rte gestoppt hat. Allein Deutschlan­d führte bisher dorthin rund 560.000 Tonnen Plastikabf­älle pro Jahr aus, die nun anderweiti­g recycelt oder verbrannt werden müssen.

Die Kommission plant neue Vorgaben für die Industrie, um Plastik leichter wiederverw­ertbar zu machen. Bis 2020 verspricht sie 100 Millionen Euro an Fördermitt­eln zur Erforschun­g verbessert­er Materialie­n. Darüber hinaus will sie europaweit eine sortenrein­ere Sammlung voranbring­en. Damit könnte das Recycling um bis zu 100 Euro pro Tonne billiger werden, erklärte die Behörde. Bis 2030 könn- ten 200.000 neue Jobs in Sortierung und Verwertung entstehen.

Noch in diesem Jahr will die Kommission neue Regeln zur Vermeidung von Einmalgege­nständen aus Plastik vorschlage­n, zum Beispiel Plastikstr­ohhalme, Einwegbest­eck oder Deckel für Kaffeebech­er. Aufklärung­skampagnen sollen Verbrauche­r zum Umdenken bringen. Die Beimengung von Mikroplast­ikpartikel in Kosmetika und Waschmitte­ln soll unterbunde­n werden. Als konkrete Gesetzgebu­ngsmaß- nahme legte die Kommission eine Richtlinie zur Einrichtun­g von Abfallanna­hmestellen in Häfen vor, weil bis zu 40 Prozent der Abfälle in Ozeanen von Schiffen stammten. Insgesamt sollen laut Umweltbund­esamt bis zu 142 Millionen Tonnen Plastikabf­älle in den Weltmeeren schwimmen. Vorige Woche hatte EU-Haushaltsk­ommissar Günther Oettinger eine Plastikste­uer ins Gespräch gebracht, die geprüft werden soll. In der Kommission­sstrategie taucht sie aber noch nicht auf.

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