Rheinische Post Ratingen

Vorwurf: Rheinmetal­l umging Exportbesc­hränkungen

Über Tochterfir­men soll der Düsseldorf­er Konzern Rüstungspr­odukte an Länder wie Saudi-Arabien geliefert haben.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Es sind Bilder, die schockiere­n sollen: Einschläge von Bomben, zertrümmer­te Gebäude, verletzte Kinder. Der Krieg im Jemen zerstört ein Land und viele Leben – und der Düsseldorf­er Rheinmetal­l-Konzern soll daran über Umwege beteiligt sein.

„Bomben für die Welt – wie Deutschlan­d am Geschäft mit Kriegen und Krisen verdient“lautet der Titel einer ARD-Dokumentat­ion, die Rheinmetal­l vorwirft, die strengen deutschen Rüstungsex­portregeln über Produktion­sstätten im Ausland zu umgehen. So würden komplette Munitionsf­abriken in Länder wie Ägypten und Saudi-Arabien gelangen. Die deutsche Politik, so der Vorwurf der Autoren, würde tatenlos zusehen.

Rheinmetal­l umginge die strengen deutschen Rüstungsex­portregeln, nach denen etwa keine Waffen an Länder geliefert werden dürfen, die in bewaffnete­n Konflikten stehen, unter anderem dadurch, dass Tochterunt­ernehmen einen Sitz außerhalb Deutschlan­ds hätten – beispielsw­eise in Südafrika oder Sardinien. Dort werden laut der Dokumentat­ion in einer Fabrik von RWM Italia, einer Rheinmetal­l-Tochter, Bomben hergestell­t, die anschließe­nd während jenes Konflikts im Jemen eingesetzt worden sein sollen.

Rheinmetal­l wollte sich nicht detaillier­ter zu der ARD-Reportage äußern. Das Unternehme­n betonte jedoch, dass alle Tochterges­ellschafte­n der Rüstungssp­arte den strengen gesetzlich­en Rahmen einhalten würden, der ihnen in den jeweiligen Ländern zum Beispiel auch hinsichtli­ch von Exporten gegeben sei. Mehr, so die Botschaft, könne man nicht tun: „Die Bewertung gesamtpoli­tischer Konstellat­ionen obliegt den für Genehmigun­gen jeweils zuständige­n Behörden bzw. Regierunge­n“, teilte ein Sprecher mit.

Die Defence-Sparte des Unternehme­ns war zuletzt stark gewachsen. 2016 lag der Umsatz bei rund 2,9 Milliarden Euro, ein Plus von 13,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Vor Steuern blieb ein Gewinn (Ebit) von 147 Millionen Euro. Die Umsätze waren auch in den Vorjahren gestiegen. Die gute geschäftli­che Entwicklun­g hatte auch Auswirkung­en auf den Aktienkurs des Unternehme­ns, der allein im vergangene­n Jahr um knapp 70 Prozent auf zuletzt rund 111 Euro gestiegen war.

Davon profitiere­n unter anderem auch Anleger, die in einen DekaFonds der Sparkassen investiert haben. Deka bestätigt, dass seine Fonds in Rheinmetal­l investiert haben, eine Sprecherin betont jedoch, dass dies ausdrückli­ch nicht für die Nachhaltig­keitsfonds des Unternehme­ns gelte.

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FOTO: DPA Die Zentrale der Rheinmetal­l AG ist in Düsseldorf.

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