DHB-Coach Prokop: Finn Lemke wird Abwehr festigen
ZAGREB (cze) Der Anruf kam um zwei Uhr früh. Als Finn Lemke die Stimme von Bundestrainer Christian Prokop erkannte, war ihm schnell klar: Das Trainingslager des Bundesligisten MT Melsungen auf Fuerteventura muss ohne ihn weitergehen. Bei 16 Grad flog der 25Jährige am Morgen ab, nur vier waren es am späten Abend in Zagreb. Doch der Abwehrchef ist heiß auf sein Debüt bei der EM in Kroatien, die für ihn zehn Tage zuvor jäh beendet war, bevor sie begonnen hatte. Leidtragender der SlowenienPartie, in der in der ersten Halbzeit „keiner von uns einen guten Tag hatte“(Patrick Wiencek), war Bastian Roschek. Prokop hatte den Leipziger Profi, der in Zagreb bleibt, nach nur zwei vorher absolvierten Länderspielen nominiert.
„Wir sollten Finn aber nicht als Heilsbringer sehen“, sagte Teamkapitän Uwe Gensheimer. Wie in den Testspielen gegen Island vor der EM hatte Prokop in der Abwehr mehrere Formationen getestet. Doch die Spieler des WM-Dritten Slowenien hatten eine andere Qualität, legten die Schwächen der DHB-Abwehr offen. „Ich möchte dem Team mehr Körperlichkeit und Sicherheit in der Abwehr geben“, begründete Chefcoach Prokop seine Kehrtwende. Lemkes Ausbootung hatte für viel Kritik gesorgt. Von einem Einknicken des 39-Jährigen wollte Bob Hanning aber nichts wissen. „Von einem Trainer erwarte ich, dass er fernab jeder Eitelkeit das tut, was für die Mannschaft richtig ist“, betonte der DHB-Vizepräsident.
Dass Lemke ohne gemeinsames Training einsteigt, ist kein Problem. Allerdings wird die Abwehr mit ihm nicht so offensiv agieren können. „Mit Finn haben wir mehr Qualität. Die Gegner haben Respekt vor ihm“, sagte sein Nebenmann Hendrik Pekeler. „Wir brauchen etwas mehr Ruhe und Abgezocktheit“, ergänzte Torwart Andreas Wolff. Gegen Mazedonien wird sich zeigen, ob sich die Hoffnungen erfüllen.