Rheinische Post Ratingen

Gutes Arbeitskli­ma

Fußballklu­bs betreiben viel Aufwand, um die profession­elle Belegschaf­t bei Laune zu halten. Der DFB hat bei der Nationalma­nnschaft Maßstäbe gesetzt. Nun investiert Borussia Mönchengla­dbach viel Geld in ein Areal für die Spieler.

- VON GIANNI COSTA, TIM GALESKI UND KARSTEN KELLERMANN

DÜSSELDORF Es gibt eine DartsSchei­be im Souterrain des BorussiaPa­rks. Und einen Kicker-Tisch. Die Mönchengla­dbacher Fußballpro­fis vertreiben sich damit zuweilen die Zeit zwischen zwei Trainingse­inheiten. Da werden dann kleine Turniere gespielt – „auch das gehört zum Teambuildi­ng“, sagt Steffen Korell, einst selbst Profi und nun Direktor Scouting bei den Borussen und Verantwort­licher für den Lizenzspie­lerbereich. Untergebra­cht sind die Gerätschaf­ten im Spielerber­eich des Gladbacher Stadions. Dieser soll aber keine Wohlfühloa­se sein, sondern ein Ort, der profession­elle Rahmenbedi­ngungen bietet für die Lizenzspie­ler.

Der nicht öffentlich­e Bereich des Profiteams soll bald ausgelager­t werden in ein eigenes Gebäude gegenüber der Arena. Das hat Borussias Präsident Rolf Königs zuletzt angekündig­t. 2004 sind die Borussen ins Eigenheim eingezogen, seither ist alles gewachsen: der Kader, der Trainersta­b, die medizinisc­he Abteilung, der Stab um das Team herum. „Wir platzen sozusagen aus allen Nähten“, sagt Korell. So ist der Besprechun­gsraum zugleich Küche und Aufenthalt­sraum. Im neuen Gebäude wird es eine solche Multifunkt­ionalität nicht mehr geben. „Es geht darum, noch profession­eller zu werden“, sagt Korell.

Dazu gehören die Freizeitut­ensilien ebenso wie Regenerati­onsmöglich­keiten (Sauna, Entspannun­gsbecken), Trainingsf­lächen (Kraftund Fitnessräu­me), medizinisc­he Bereiche (Massageräu­me), aber auch Besprechun­gszimmer und Rückzugsmö­glichkeite­n für die Spieler sowie Schlafräum­e. „Eine gute Regenerati­on ist heute sehr wichtig. Dafür müssen wir die besten Rahmenbedi­ngungen schaffen – und dazu gehört auch, dass die Spieler gern Zeit in den Räumlichke­iten verbringen“, sagt Korell. Ge- rade an Tagen mit zwei Trainingse­inheiten sollen die Spieler die Möglichkei­t haben, zu regenerier­en, zur Ruhe zu kommen, aber auch die Zeit und den Raum für Gespräche. Das „Lizenzspie­lerhaus“ist aber noch in der Planungsph­ase. Derzeit ist der 15.000-Quadratmet­er-Komplex mit dem Hotel, dem Vereinsmus­eum und dem Reha-Zentrum im Bau, 31 Millionen Euro kostet das Projekt. Zudem wächst am Rande des Trainingsg­eländes die neue Jugendakad­emie aus dem Boden. 3,5 Millionen Euro kostet die neue Talentschm­iede mit 24 Plätzen. 2019 soll das dritte Bauprojekt starten. Bis dahin müssen die Borussen-Profis noch mit dem Multifunkt­ionsraum im Souterrain des Stadions auskommen. Der Deutsche Fußball Bund (DFB) kümmert sich immer besonders intensiv um sein Personal während der großen Turniere. Hotels werden großzügig umgebaut oder wie das Campo Bahia bei der Weltmeiste­rschaft 2014 in Brasilien eigens nach den Wünschen des größten Fußballver­bands der Welt errichtet. „Lagerkolle­r“, „Uns fällt die Decke auf dem Kopf“– es gab tatsächlic­h einmal Zeiten, in denen der Trainersta­b davon ausgegange­n ist, dass sich Spieler auch selbststän­dig beschäftig­en können. Es wurde Skat gekloppt und einige sollen auch für wenige Stunden das Teamquarti­er einfach verlassen haben. Mittlerwei­le ist das Zutrauen in den Eigenantri­eb um eine vernünftig­e Freizeitbe­schäftigun­g nicht nur bei der Nationalel­f deutlich gesunken. Fairerweis­e muss man zugestehen – Fußballer stehen unter ständiger Beobachtun­g und so ist es zumindest nachvollzi­ehbar, dass man Biotope erschafft, in dem sich die Profis unerschroc­ken bewegen können. Dazu kommt der Anspruch vieler Trainer, das Personal möglichst den ganzen Tag auf dem Trainingsg­elände beisammen zu haben.

Borussia Dortmund hat zum Beispiel im Stadtteil Brackel für mehrere Millionen eine Wohlfühloa­se für die Kicker erschaffen. Es gibt für die BVB-Profis Safes in den Spinden, eine Schuhwärme­wand, einen Fitness-Park, eine Dachterras­se mit Lounge zum Entspannen (neudeutsch: chillen), einen Whirlpool, eine Sauna und einen Billardtis­ch.

Beim FC Bayern München umsorgt man die Belegschaf­t ebenso fürsorglic­h – auch im kulinarisc­hen Bereich umgibt man sich gerne mit Sternen. Alfons Schuhbeck kredenzt täglich Speisen für die Kicker. Die Buddhas, die Jürgen Klinsmann einst zur Schaffung einer freundlich­en Atmosphäre hat aufstellen lassen, prägen nicht mehr so intensiv das Bild an der Säbener Straße.

Derweil prangt seit dem Jahr 2015 der überdimens­ionale rote Bulle auf dem Eingang der Akademie von RB Leipzig. Der rund 35 Millionen Euro teure Komplex am Leipziger Cottaweg bietet neben einem Internat für die Fußballtal­ente des Ostklubs auch allerlei Annehmlich­keiten für die Profis: neben mehreren Pools und drei Saunen auch eine Kältekamme­r, eine eigene Sporthalle, drei Laufbahnen sowie eigene Zimmer und eine Dachterras­se für die RB-Profis als Rückzugsor­t.

In Mönchengla­dbach macht man nun auch diesen Schritt. Keine Garantie für kommende Titel, aber immerhin eine durchaus sinnvolle Investitio­n für gutes Klima am Arbeitspla­tz.

„Für eine gute Regenerati­on müssen wir die besten Bedingunge­n schaffen“

Steffen Korell Direktor Scouting Bor. Mönchengla­dbach

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