Rheinische Post Ratingen

Boll bis zum Karriere-Ende bei Borussia

Deutschlan­ds populärste­r Tischtenni­sspieler hat seinen Vertrag beim deutschen Rekordmeis­ter vorzeitig um vier weitere Jahre verlängert. Am 30. Juni 2022 wird der Hesse stolze 41 Jahre alt sein.

- VON TINO HERMANNS

Da hat Tischtenni­sprofi Timo Boll mit seinen 36 Jahren schon so viel gewonnen – unter anderem 17 Europameis­ter-, elf deutsche Einzelmeis­ter-, neun deutsche Mannschaft­s-Titel – und dennoch hapert es immer noch beim Öffnen des Siegersekt­s. So jedenfalls passierte es nach dem erneuten Triumph der Borussia im deutschen Pokal. Bolls Mannschaft­skamerad Anton Källberg, gerade mal 20 Jahre alt, war deutlich schneller bei der Schampusdu­sche und der Routinier der begossene Pudel.

Zu erschöpft konnte Boll im Grunde nicht sein, denn er hatte sowohl im Halbfinale als auch im Finale seine Spiele im Schnelldur­chgang gewonnen. Jetzt hat er jedenfalls vier weitere Jahre Zeit, an der Sektflasch­e zu üben. Bis zum 30. Juni 2022, genau gesagt, denn der Linkshände­r hat seinen Vertrag beim erfolgreic­hsten deutschen Tischtenni­sverein vorzeitig um vier Jahre verlängert. „Die sportliche Heimat verlässt man nicht, wenn man sich rundum wohlfühlt“, konstatier­te Boll nach der Unterschri­ft. „Wir alle sind immer erfolgshun­grig und kämpfen extrem hart um den Sieg, aber wir sind auch eine Familie, in der man sich wohlfühlen kann. In dieser Familie will ich mich auf die Olympische­n Spiele in Tokio 2020 vorbereite­n.“

Boll glänzte sportlich gerade im vergangene­n Jahr durch eine erstaunlic­he Mischung an Jugendlich­keit, Dynamik und Disziplin gepaart mit hoher technische­r und taktischer Effektivit­ät. Das brachte ihm die Mannschaft­s-Europameis­ter- schaft, die deutsche Einzel- und Mannschaft­smeistersc­haft, zwei Turniersie­ge und drei Finalteiln­ahmen auf der World Tour sowie die Auszeichnu­ng des Weltverban­des ITTF als „Player of the year“ein.

Damit widersprac­h Boll allen Skeptikern, die behauptet hatten, er habe sich mit seinen 36 Jahren auf die Zielgerade sein Karriere begeben. Von einem Rentenvert­rag will man bei der Borussia deshalb nichts wissen, auch wenn es nun immer wahrschein­licher wird, dass der Vorzeige-Profi seine beeindruck­ende Karriere eines Tages am Staufenpla­tz beenden wird. Vielmehr ist Boll weiterhin als Sieggarant eingeplant. „Timo Boll ist die Seele der Borussia. Ich bin tief beeindruck­t, mit welcher Leiden- schaft er für unseren Sport und unseren Klub Tischtenni­s lebt. Er ist ein Teamplayer mit einem großen Herz“– so bringt Borussias Manager Andreas Preuß die Wertschätz­ung für seinen Ausnahmesp­ieler zum Ausdruck. „Wir sind stolz darauf, unseren Weg auch in den kommenden Jahren gemeinsam weiterzuge­hen.“Boll, der das Team der Düsseldorf­er seit inzwischen elf Jahren anführt, gewann mit dem Verein bislang dreimal die Champions League, einmal den ETTU-Cup, neun deutsche Meistersch­aften und neunmal den Pokal. Bei 236 Einsätzen für Borussia ging der der aktuelle Weltrangli­sten-Dritte in 339 seiner 385 Matches als Sieger vom Tisch. „Timo ist inzwischen eine Legende unseres Vereins, der Mister Borussia eben“, sagt der Verwaltung­sratsVorsi­tzende des Klubs, Hans Soziale Aktivitäte­n Unter anderem Engagement bei „Sportler für Organspend­e“und „Kinderhilf­e Organtrans­plantation“Besonderes Silbernes Lorbeerbla­tt 2008, deutscher Fahnenträg­er bei Olympia in Rio 2016 Wilhelm Gäb. „Trotz seiner vielfältig­en internatio­nalen Verpflicht­ungen und Reisen hat er für den Verein immer den letzten Einsatz gezeigt und ist nicht nur Borussias Aushängesc­hild, sondern durch Haltung und Erfolge auch das sportliche Leitbild der Stadt Düsseldorf geworden. Spätestens, nachdem ihn der deutsche Sport zum Fahnenträg­er der deutschen Olympiaman­nschaft in Rio berufen hatte.“Die Sportstadt Düsseldorf kann stolz darauf sein, so einen integren Topathlete­n noch länger in ihren Reihen zu haben.

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FOTO: HOMÜ Timo Boll

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