Rheinische Post Ratingen

Weltweit wird das Wasser mehr und mehr verschmutz­t

- VON RAINER KURLEMANN

DÜSSELDORF Sauberes Wasser – was für Europäer selbstvers­tändlich ist, bedeutet für die Hälfte der Menschheit Luxus. Zwei Drittel der Menschen leben in Gebieten, die einen Monat pro Jahr unter Wasserknap­pheit leiden. Die Prognosen für diesen Teil der Weltbevölk­erung sind düster. Weltweit wird das Wasser mehr und mehr verschmutz­t, selbst die wichtigen Grundwasse­rvorkommen. Die drohende Wasserkris­e sei eine der größten Herausford­erungen für die kommenden Jahrzehnte, so Dieter Barthen, Vorstandsv­orsitzende­r der Johannes-Rau-Forschungs­gemeinscha­ft, zum Auftakt einer Tagung von wissenscha­ftlichen Instituten in NRW.

Für Deutschlan­d gilt das düstere Szenario nicht. Die Bundesrepu­blik gehört in puncto Wasserqual­ität weltweit zu den sichersten Staaten. „Bei uns ist die Nitratbela­stung durch die Landwirtsc­haft das größte Problem“, berichtet Rainer Meckenstoc­k. In den ärmsten Regionen der Erde hingegen werden derzeit 90 Prozent des Abwassers ungeklärt in die Umwelt entlassen, heißt es im aktuellen Weltwasser­bericht der UNESCO. Zudem müssen sich etliche Länder durch den Klimawande­l auf eine zusätzlich­e Trockenhei­t wegen ausbleiben­der Regenfälle einstellen. Die Reaktionen darauf sind oft verstörend: So plant Jordanien in der vom Krieg geplagten Nahost-Region den Bau von zwei Atomkraftw­erken, die den Strom für Meerwasser-Entsalzung­sanlagen liefern sollen.

Welchen Wert Wasserfläc­hen in der Stadt haben, zeigen einfache Vergleiche. In Deutschlan­d und vielen Industriel­ändern sind sie ein Garant für hohe Wohnqualit­ät. In der koreanisch­en Hauptstadt Seoul wurde sogar ein Teil der Stadtautob­ahn verlegt, damit in der Innenstadt ein Wasserpark entstehen konnte. In den ärmeren Ländern der Welt wohnt dagegen niemand gern am Wasser, weil Flüsse und Seen sich oft in gefährlich­e, stinkende Kloaken verwandelt haben.

Zudem wiederhole­n sich die Fehler, die auch in Deutschlan­d gemacht wurden. „Wir haben während des Wirtschaft­swunders und in den Jahrzehnte­n danach unsere Wasserress­ourcen stark angegriffe­n und müssen jetzt viel Geld dafür zahlen, sie zurückzuge­winnen“, so Friedrich-Wilhelm Bolle vom Forschungs­institut für Wasser- und Abfallwirt­schaft an der RWTH Aachen. In NRW sei etwa die erfolgreic­he Renaturier­ung der Emscher ein Vorzeigepr­ojekt, das weltweit großes Interesse wecke.

Dem sauberen Wasser fehlt (noch) eine starke internatio­nale Stimme, vergleichb­ar mit dem Weltklimar­at IPCC, der sich zu den Fol- gen der wachsenden Menge an Treibhausg­asen äußert. In der JRF kooperiere­n aber viele Wissenscha­ftler mit staatliche­n Behörden, um die Menschen vor Ort zu schulen. Doch selbst dort, wo die Vergiftung der Gewässer dokumentie­rt ist, bleibt ein Umdenken aus. Tim aus der Beek vom Rheinisch-Westfälisc­hen Institut für Wasserfors­chung nennt als Beispiel den TaiSee im Süden Chinas. Das Gewässer ist viermal so groß wie der Bodensee und die Wasserqual­ität verschlech­tert sich von Jahr zu Jahr. Auch das Grundwasse­r im Norden Chinas ist längst betroffen und hat teilweise bereits den Verschmutz­ungsgrad 5 erreicht. Diese nationale Skala bedeutet, dass das Wasser nicht die Haut der Menschen berühren sollte.

Hierzuland­e ist das größte Problem die Nitratbela­stung durch die Landwirtsc­haft

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