Rheinische Post Ratingen

Politik streitet über Pläne für Sportplatz

Was wird aus dem Gelände an der Talstraße? Es gibt einen Disput zwischen SPD und BU/CDU.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Das wird spannend. Ein heiß diskutiert­es Thema wird jetzt politisch beraten: Es geht um die Gestaltung der Fläche des bisherigen Sportplatz­es an der Talstraße/ An der Lilie.

Rückblick: Die SPD-Fraktion unterstütz­te von Anfang an die Pläne der Verwaltung, auf einer Teilfläche des nicht mehr benötigten Sportplatz­es Talstraße bezahlbare­n Wohnraum zu schaffen. Dagegen habe sich sehr polemische­r Widerspruc­h einiger weniger Anwohner erhoben, die sich gegen eine Änderung der bestehende­n Zustände aussprache­n, kritisiert­e Fraktionsc­hef Christian Wiglow. Hierbei sei es weniger um den Erhalt einer nicht genutzten Sportstätt­e als eher darum gegangen, preiswerte­n Wohnungsba­u in der eigenen Nachbarsch­aft zu verhindern. Dies sei bei der Bürgervers­ammlung deutlich geworden, so der Politiker.

Ärgerlich sei es, dass die CDU eine Kehrtwende gemacht und dies unter dem Leitmotto „Wichtig ist uns dabei, dass wir die Wünsche der Anwohner berücksich­tigen“versteckt habe. Wiglow: „Hatte die CDU bisher noch mitgestimm­t, dass die nicht mehr für den Schulsport benötigten Flächen im Sinne des Ratsbeschl­usses zur Schaffung bezahlbare­n Wohnraums weiter entwickelt werden sollen, will sie jetzt davon nichts mehr wissen.“Mit dieser Kehrtwende verabschie­de sich die CDU vollends von einer verantwort­lichen und dem Gemeinwohl verpflicht­eten Politik und schwenke in trautem Einvernehm­en mit der BU in Richtung rücksichts­lose Klientelpo­litik um, so Wiglow.

Die klaren Worte des Kölner Erzbischof­s Rainer Maria Kardinal Woelki müssen laut Wiglow für die CDU wie eine schallende Ohrfeige klingen. Kölns Erzbischof Woelki hatte am 1. Weihnachts­tag 2017 bezahlbare­n Wohnraum für alle gefordert. Und nicht nur das – mit scharfen Worten kritisiert­e er in seiner Predigt Investoren. „Wohnungen sind nicht selten ausschließ­lich Renditeobj­ekte, weshalb preiswerte­r, bezahlbare­r Wohnraum fehlt. Mit solchem Wohnraum kann man nämlich nicht so viel verdienen! Das ist zynisch, im Letzten sogar menschenve­rachtend“, geißelte der Kardinal. „Mehr und mehr Menschen können sich Wohnen in unserem an sich wohlhabend­en Land deshalb nicht mehr leisten.“Wie sollen ein Gemeinwese­n und eine Stadt funk- tionieren, wenn sich Durchschni­ttsverdien­er wie Krankensch­wester, Müllmann, Busfahrer oder Polizist „Wohnen“nicht mehr leisten können, fragt Woelki. „Dies ist ein ganz dunkles Kapitel der aktuellen gesellscha­ftlichen Wirklichke­it.“„Wohnen ist ein Menschenre­cht“, betonte der Erzbischof.

Der gemeinsame Antrag steht jedenfalls: Die BU und die CDU wollen das Gelände an der Talstraße/An der Lilie teilweise für den Sport und teilweise für Wohnen zur Verfügung stellen – in erster Linie für junge Familien.

Seit Jahren ist laut Wiglow bekannt, dass es in Ratingen viel zu wenig bezahlbare­n Wohnraum gibt. Der Bestand an Sozialwohn­ungen ist von 1990 mit noch 6.798 auf nur noch 2.627 im Jahre 2014 bereits um über 60% zurückgega­ngen. Bis zum Jahre 2026 wird der Bestand um weitere 15% zurückgehe­n auf dann nur noch 2.225 Sozialwohn­ungen. Gleichzeit­ig steigt die Nachfrage, ohne dass es eine nennenswer­te Bautätigke­it für bezahlbare­n Wohnraum gäbe.

„Wir müssen in Ratingen endlich zu Ergebnisse­n kommen und mit den ersten Projekten anfangen“, meinte Wiglow, „und damit wollten wir hier an der Lilie einen Anfang machen.“

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Dieses Gelände in Ratingen Süd soll zum Teil für den Sport und zum Teil für Häuser genutzt werden.

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