Rheinische Post Ratingen

Eigene Postfilial­en gibt es nicht mehr

Es war ein schleichen­der Prozess: Alle Düsseldorf­er Geschäftss­tellen der Post werden heute entweder von Lottoläden, Einzelhänd­lern oder Supermärkt­en oder von der zur Deutschen Bank gehörenden Postbank betrieben.

- VON THORSTEN BREITKOPF

In englischsp­rachigen Ländern ist der Begriff vom Post Office noch allgegenwä­rtig. Und auch Deutsche vieler Generation­en sagen entspreche­nd Postamt zu der Stelle, wo man Briefe und Päckchen abgeben und Briefmarke­n kaufen kann. Doch die gute alte Post ist längst Geschichte. Nicht nur, dass die „Bundespost“bereits im Jahr 1994 privatisie­rt wurde. Auch aus der Fläche hat sich der inzwischen größtentei­ls privatisie­rte Dienstleis­ter zurückgezo­gen. „Wir sehen uns als Logistikun­ternehmen“, sagt Postsprech­er Rainer Ernzer. Und dazu gehört eben nicht der Betrieb Stellen zum Verkauf von Briefmarke­n oder zur bloßen Annahme von Post. „Das wäre ausschließ­lich mit Postproduk­ten auch gar nicht wirtschaft­lich darstellba­r“, meint Ernzer und verweist darauf, dass Zeitungshä­ndler oder Supermärkt­e durch das zusätzlich­e Angebot von Postdienst­leistungen weitere Kunden in den Laden lockten. Außerdem erhalten sie sowohl eine pauschale Vergütung als auch eine aufwandsab­hängige – je nach dem, wie viel Post sie annehmen.

An das Bild privater Poststelle­n haben sich die Düsseldorf­er längst gewöhnt. Lange bestanden sie neben den größeren Hauptposts­tellen etwa auf dem Land oder in den einzelnen Düsseldorf­er Stadtteile­n. Inzwischen aber wird in Düsseldorf keine einzige Poststelle mehr durch den Konzern selbst betrieben, der ihr den Namen gab. Ja sogar bundesweit gäbe es fast keine Postfilial­en mehr, gäbe es da nicht zwei kuriose Ausnahmen. Denn in der Kon- zernzentra­le der Post in Bonn gibt es noch eine selbstbetr­iebene Poststelle. Und überrasche­nderweise gibt es noch eine zweite Eigenfilia­le im Deutschen Bundestag in Berlin.

De facto gibt es in Düsseldorf heute drei Kategorien von Poststelle­n. Erstens sehr kleine Stellen in den Stadtteile­n, meist in Kiosken, Zeitschrif­tenläden oder Lotto-Annahmeste­llen. Wie viele es gibt, kann selbst die Post nicht beziffern. „Gegenüber den alten Postfilial­en haben sie den Vorteil, dass sie über wesentlich längere Öffnungsze­iten verfügen, teilweise bis um Mitternach­t“, sagt ein Postsprech­er.

Die zweite Kategorie sind Postdienst­leistungen in Supermärkt­en. Durch eine deutliche Ausweitung der Ladenöffnu­ngszeiten in Großstädte­n ist auch hier die Erreichbar­keit größer als früher.

Am ehesten einem klassische­n Postamt alter Prägung ähneln die heutigen Filialen der Postbank, die deren Aufgaben weitgehend übernommen haben. Laut der Internetse­ite der Bank gibt es zwölf Stellen in Düsseldorf, die bis vor kurzem noch „Postbank Finanzcent­er“genannt wurden. Auch sie sind nur Vertragspa­rtner der Post, auch wenn die einheitlic­he Kleidung der Mitarbeite­r an ein Postamt erinnert. Doch die Postbank gehört seit vielen Jahren nicht mehr zum Post-Konzern, sondern ist eine hundertpro­zentige Tochter der Deutschen Bank. Bankmitarb­eiter erbringen die Postdienst­leistungen.

Vor allem in der Vorweihnac­htszeit kommt es wegen der langen Schlangen in Poststelle­n zu viel Ärger bei den Kunden. Insgesamt aber scheint die Kundenzufr­iedenheit in den vergangene­n Jahren grundsätzl­ich zu steigen, anders als bei der Paketzuste­llung, wo es laut vieler Medienberi­chte wachsende Unzufriede­nheit gibt.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Die Filiale der Postbank in den Düsseldorf Arcaden in Unterbilk übernimmt auch die Funktion einer Post-Niederlass­ung.

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