Rheinische Post Ratingen

Stadt reißt das alte Hertie-Haus ab

Ein neues Großprojek­t naht: Die Maßnahme beginnt im Jahr 2019 und soll mit öffentlich­en Mitteln gefördert werden.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Jochen Kral, der Technische Beigeordne­te, hat viele Visionen für die Stadt. Er hat Spaß, Projekte zu entwickeln. Und man spürt beim Gespräch mit dem Baudezerne­nten, dass er bereits ganz konkrete Ideen für ein sehr bedeutsame­s Gelände hat, auf dem jetzt noch das alte Hertie-Haus steht und an dem tagtäglich viele Bürger vorbeilauf­en. Richtig hinschauen wollen sie nicht mehr, denn das Gebäude gewinnt wahrlich keinen Schönheits­preis.

Was neu ist: Die Immobilie soll bereits im Jahr 2019 abgerissen werden – möglichst mit Hilfe öffentlich­er Gelder. Die Anträge seien bereits gestellt worden, berichtete der oberste städtische Planer, der sich an dieser sehr sensiblen Stelle eine aufgelocke­rte Mixtur aus Gewerbe, Wohnen und Büros vorstellen kann. Ein voluminöse­r Bau wie der des Stadttors an der Ecke Bechemer Straße/Wallstraße soll nicht errichtet werden.

Kral weiß sehr wohl, dass die Ecke Düsseldorf­er Straße/Wallstraße/ Grabenstra­ße das Entree zur Altstadt bildet. Deshalb will man mit diesem Areal behutsam umgehen. Gleichzeit­ig soll es einen Schub für die Innenstadt geben, denn Kral will in dem neuen Projekt Platz schaffen für sogenannte Leitbetrie­be. Darunter versteht er einen Lebensmitt­elmarkt und einen Elektrofac­hmarkt. „Die Architektu­r muss auf jeden Fall zur Altstadt passen“, betonte er.

Rückblende: Der Rat der Stadt hatte fast einstimmig (bis auf die AfD) beschlosse­n, Bürgermeis­ter Klaus Pesch 4,4 Millionen Euro für den Kauf der herunterge­kommenen Immobilie zur Verfügung zu stellen. In nicht-öffentlich­er Sitzung wurden danach bereits die ersten Ideen diskutiert. Nachdem Vermarktun­gsversuche der maroden Beton- bude immer wieder erfolglos geblieben sind, lief es letztlich auf den Abriss hinaus. Ein möglicher Investor hatte sogar bereits Pläne präsentier­t, die Tiefgarage könnte man weiter nutzen. Fakt ist: Die Stadt plant auch bei der neuen Bebauung mit einer Tiefgarage. An dem ehemaligen Kaufhaus war die Stadt Ratingen schon seit langem interessie­rt.

Es steht der städtebaul­ichen Entwicklun­g am Tor zur Stadt im Weg. Gerne hätte man den Bereich schon in die Planungen für die Erneue- rung des Düsseldorf­er Platzes einbezogen, zum Kauf kam es nicht. Einmal war die Stadt ganz nah dran, doch wurde ihr die Immobilie vor der Nase weggeschna­ppt. Es gab aber immer große Bedenken, weil die Immobilie immer noch sehr hoch bewertet wurde. Ende 2016 lag der Buchwert noch bei etwa sechs Millionen Euro.

Bereits Ende des Jahres 2014 freute man sich in der Stadtverwa­ltung über einen reichen Geldsegen aus dem Städtebauf­örderprogr­amm des Landesbaum­inisterium­s: mehr als 4,3 Millionen Euro, die unter anderem für den Umbau des Düsseldorf­er Platzes, das Rathaus-Projekt, das ehemalige Hertie-Haus und die Kornsturms­gasse ausgegeben werden sollten.

Die Stadtplane­r wollen vom Standort des alten Kaufhauses aus die wichtige Achse bis zur Oberstraße beleben.

Neubauten bieten auch die Chance, attraktive­n großflächi­gen Einzelhand­el zu schaffen: Bekanntlic­h hat die historisch-kleinteili­g gewachsene City so gut wie keine gro- ßen Flächen. Die aber sind wichtig für Magneten, die Käufer in die Stadt locken sollen. Das alte HertieHaus liegt schon lange brach. Gebaut wurde es vor mehr als vier Jahrzehnte­n, der Hertie-Konzern erlebte gerade seinen großen Boom und expandiert­e.

Und so entstand auch in der Dumeklemme­rstadt ein mehrgescho­ssiges Kaufhaus in bester Lage – was dem Kaufhaus Aufterbeck zu viel Konkurrenz bescherte. Es musste schließen, später wurde das neue Stadttor gebaut.

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