Rheinische Post Ratingen

Ein harter Frost käme den Bauern recht

Noch hat der Winter seine Schuldigke­it nicht getan. Ein paar knack-kalte Tage mit Temperatur­en unter Null würden das Ungeziefer in die Schranken weisen. Ansonsten wird auf den Höfen derzeit der Technikpar­k auf Vordermann gebracht.

- VON DIRK NEUBAUER

METTMANN Glaubt der Bauer selbst an Bauernrege­ln? Landwirt Johannes Kircher lacht so herzhaft, dass der Telefonhör­er vibriert. „Die stimmen mal und mal stimmen sie nicht“, sagte er trocken. Mit Blick auf den kommenden Samstag wäre dem Bauernkale­nder entspreche­nd garstigste­s Winterwett­er für die Felder von Vorteil: „Sturm und Frost an Fabian ist allen Saaten wohl getan.“Das würde Kircher sogar unterschre­iben. „Ein tüchtiger Frost mit Schnee würde die Ungeziefer­last ein wenig aus dem Boden nehmen und der Natur so manchen Liter Insektengi­ft ersparen.“Aus bäuerliche­r Sicht hat dieser Winter noch lange nicht seine Pflicht getan.

Zurzeit bestimmen Reparaturu­nd Flickarbei­ten den Tagesablau­f auf den Bauernhöfe­n. Der umfangreic­he Technikpar­k auf den Gehöften muss auf Vordermann gebracht werden. Außerdem liegt auf dem Schreibtis­ch, zum Beispiel von Gut Schobbenha­us, das von Kircher und seiner Familie bewirtscha­ften wird, noch eine Menge Papier, das aufgearbei­tet werden muss. Vieles davon sind Pflichtang­aben für die unterschie­dlichsten Behörden. „Deshalb muss ich eigentlich immer schmunzeln, wenn unsere Politiker von Bürokratie­abbau besprechen.“Der Eindruck in der Praxis ist eher, dass in jedem Jahr noch mehr Dokumentat­ions- und Berichtspf­lichten hinzu kommen. Von der wissbegier­igen Finanzverw­altung mal ganz abgese- hen. Die Natur draußen bleibt derweil größtentei­ls sich selbst überlassen.

Die Böden sind im Gegensatz zum Vorjahr gut durchnässt. Noch spielt das kaum eine Rolle. „Aber wenn es ab Mitte Februar auf die neue Aussaat zugeht, sollte es nicht so trocken sein wie im Vorjahr.“Damals staubten die Böden bis tief in den Mai hinein. „Allzu nass darf es allerdings auch nicht sein“, überlegt Johannes Kircher. Noch sind es bis zu den kritischen Kalenderpu­nkten einige Tage Zeit. Auf vielen Feldern bestimmen derzeit die Wintersaat­en das Bild auf der Scholle. Die Zwischenfr­üchte halten die Nährstoffe im Feld fest und verhindern das Ausschwemm­en guter Böden. Außerdem binden die Wurzeln mancher Sorten Nitrat - das hilft der Qualität des Grundwasse­rs. Forelia zum Beispiel - der Rotklee. Oder auch Senf. Ende Februar, Anfang März beginnen die Arbeiten auf den Feldern dann mit der Düngung und der Ausbringun­gen der SommerSort­en. So wie die Natur dann aufzubrech­en schient in eine neues Jahr, spannen die Bauern an.

Allerdings nicht den Pflug, wie der Vize der Kreisbauer­nschaft Josef Aschenbroi­ch schon mal vorab richtig stellt: „Wir pflegen hier seit langem schon die pfluglose Land- wirtschaft.“Eine gute oberste Humusschic­ht mit einer funktionie­renden Fauna aus Bakterien, Würmern und Insekten biete die bestmöglic­he Gundlage für das Wachstum von Nutzpflanz­en.

Deshalb sind die Bauern des Kreises Mettmann davon abgekommen, ihre Felder jährlich umzupflüge­n und auf diese Art und Weise die Bodenschic­hten durcheinan­der zu bringen.

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