Gesellschaft mit beschränkter Hoffnung
Im vergangenen Winter waren Biathletin Laura Dahlmeier und Kombinierer Johannes Rydzek das Maß aller Dinge. Im laufenden Weltcup kann von Dominanz keine Rede sein. Mit Blick auf Olympia ist Zuversicht daher ein hohes Gut.
DÜSSELDORF Es sind nur noch drei Wochen bis zu den Olympischen Spielen in Pyeongchang, aber für die Aushängeschilder des deutschen Wintersports kommen sie viel zu spät. Ein Jahr zu spät. Denn während Biathletin Laura Dahlmeier und Kombinierer Johannes Rydzek in der zurückliegenden Saison die Konkurrenz oft genug zu Statisten degradierten, reisen die beiden nun nicht nach Südkorea im Wissen um die Rolle des großen Favoriten, sondern einzig mit der Hoffnung, um Gold mitreden zu können.
So sind es in diesen Wochen dann auch vor allem Begriffe aus dem Wortfeld „Vorwärtsbewegung“, mit denen Dahlmeier auf Fragen nach den Olympia-Perspektiven antwortet. „Die Richtung stimmt, die Tendenz passt. Ich glaube, ich kann ganz zuversichtlich nach vorn blicken“, sagte die 24-Jährige nach ihrem zweiten Platz am Donnerstag in Antholz, mit dem sie ihre aufsteigende Form zumindest untermauern konnte. Zuvor ließ sie sich entlocken: „Ich fühle mich aktuell sehr gut. Es ist alles möglich, der Fahrplan passt.“
Dahlmeier machen in diesem Winter vor allem zwei Aspekte das Weltcup-Leben schwerer als im so federleicht wirkenden Vorjahr, in dem sie bei der WM in Hochfilzen Fünffach-Gold holte und zudem den Gesamtweltcup gewann: Erstens die gewachsene Erwartungshaltung der Öffentlichkeit. „Der Druck von außen ist spürbar, aber es ist so eine Rolle, in die ich reinwachsen muss“, gab sie dann auch offen zu. „Wenn es gut läuft, hört man viele lobende Stimmen. Wenn es nicht so läuft, ist die Kritik schnell laut. Damit muss man leben.“Zweitens warf sie die Gesundheit gleich zweimal zurück, so dass sie eben dreimal Anlauf zur Bestform nehmen musste. Das kostet selbst eine Ausnahmeathletin wie die Sportlerin des Jahres 2017 Zeit, Energie und Gedanken.
Zum Sportler des Jahres wurde im Dezember in Baden-Baden Johannes Rydzek gekürt. Der 26-Jährige hatte auch so einiges vorzuweisen. Immerhin gewann Rydzek im ver- gangenen Februar bei der WM im finnischen Lahti vier von vier möglichen Goldmedaillen. Es war das fette i-Tüpfelchen auf eine Saison 2016/17, in der die deutschen Kombinierer im Weltcup Dreifach-Siege sammelten wie andere Leute Briefmarken. Eric Frenzel gewann den fünften Gesamtweltcup, und in der Nationenwertung hatten die Deutschen am Ende fast doppelt so viele Zähler wie die zweitplatzierten Österreicher.
Und in dieser Saison? Ein rein deutsches Podest gab es in sieben Rennen noch nicht zu bejubeln. Rydzek stand im Einzel erst einmal ganz oben, Frenzel auch, dazu noch Fabian Rießle. Es sind aktuell die Norweger um den GesamtweltcupFührenden Jan Schmid, die den Takt vorgeben. „Nach dem Siegeszug in der vorigen Saison haben die anderen Nationen aufgeholt. Unser Anspruch bleibt: In jeder Disziplin eine Medaille“, sagte Bundestrainer