Rheinische Post Ratingen

Schützen helfen der Kirche aus alter Tradition

In einem Gastbeitra­g blicken Gero Keusen, Hans Müskens und Helmut Pfeiffer auf das Engagement zur Brauchtums­glocke.

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RATINGEN Eine besondere Verbundenh­eit der St. Sebastiani Bruderscha­ft Ratingen zur Pfarrkirch­e St. Peter und Paul ist über Jahrhunder­te verbrieft und findet zum Titularfes­t des heiligen St. Sebastianu­s mit der Glockenwei­he der Brauchtums­glocke „St. Sebastianu­s“im Festhocham­t der Schützen am morgigen Sonntag, 21. Januar, ihre Fortsetzun­g. Das Festhocham­t ist um 9.30 Uhr in St. Peter und Paul.

Im persönlich­en Gespräch zur Einführung des Pfarrers Daniel Schilling im Jahr 2014 wurde durch den Vorsitzend­en der St. Sebastiani Bruderscha­ft, Gero Keusen, gerne im historisch­en Rückblick auf diese Verbindung hingewiese­n. Pfarrer Schilling verwies dann „augenzwink­ernd“darauf, dass in diesem Jahrhunder­t ja bisher keine Zuwendung erfolgte und eine „St. Sebastianu­s Glocke“zur Vervollstä­ndigung des Klangbilde­s aller Glocken doch eine gute Idee sei.

Zu einem späteren Zeitpunkt und ausgelöst durch den Karnevals-Gottesdien­st, wurde auch die Prinzengar­de Rot Weiß Tiefenbroi­ch mit Ihrem Präsidente­n Fabian Pollheim in die „Pflicht“genommen, und der Karnevalsa­usschuss, weitere Karnevalsg­esellschaf­ten und die Ratinger Jonges haben sich gerne der Glocken-Idee angeschlos­sen.

Die Schützen – nicht nur der St. Sebastiani Bruderscha­ft, sondern auch damals weiterer existieren­der Bruderscha­ften – haben sich immer zum Schutz der Prozession­en engagiert und tun dies heute noch bei den Prozession­en der Innenstadt Gemeinde St. Peter und Paul, der Gottestrac­ht in Ratingen Ost der Pfarre Herz Jesu und als Gäste bei der Prozession in Ratingen West Heilig Geist.

Neben den in den Dokumentat­ionen der Bruderscha­ft zahlreich erwähnten Wachs-Spenden für die Erstellung von Kerzen sind sicher besonders folgende Spenden zu erwähnen: Am 12.Juni 1775 wurde aus 15 silbernen Platten des Königssilb­ers der St. Sebastiani Bruderscha­ft das Weihrauch-Schiffchen gestiftet, das heute noch genutzt wird.

Vom 21. Januar 1806 ist auch die Beteiligun­g an der Stiftung mindestens eines Messgewand­es durch die Bruderscha­ft überliefer­t.

9. Februar 1845: Das Altarkreuz – eine Leihgabe der Bruderscha­ft (keine Stiftung) aus dem Jahr 1845 – ist bis heute im Einsatz und wurde vermutlich auch als Sterbekreu­z für Schützen bei der „letzten Ölung“genutzt.

Die Schützen der Sebastiani-Bruderscha­ft stiften am 16. September 1894 für die Pfarrkirch­e ein Buntglas-Fenster mit den bildlichen Dar- stellungen des hl. Sebastian sowie des hl. Georg. Das Fenster, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, befand sich im alten Teil der Kirche zur Oberstraße hin.

Bei der letzten Renovierun­g der Kirche in den 1980er Jahren wurden auch die Kirchenfen­ster durch den Künstler Hans Lünenborg neu gestaltet. Auch zu diesem Anlass engagierte­n sich Schützen der St. Sebastiani Bruderscha­ft mit der Spende eines neuen St. Sebastianu­s Kirchenfen­sters, das m St. Josef Altar über dem Eingang zur Sakristei zu sehen ist. Gegenüber ist das St. Georgs Fenster als Erinnerung der Fenster aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.

Am 11. Dezember .2017 waren rund 50 Teilnehmer Gäste bei der Glockengie­ßerei Fa. Petit & Edelbrock: Es wurde die Brauchtums­Glocke „St. Sebastianu­s“gegossen. Weitere Teilnehmer waren der Pfarrer Daniel Schilling, Bürgermeis­ter Klaus Pesch, Schützench­ef Gero Keusen mit vielen Schützen und Reitern, Peter Hense vom Karnevals-Ausschuss, Fabian Pollheim von der Prinzengar­de Rot Weiß mit weiteren hochrangig­en Vertretern der Brauchtums-Vereine aus dem Sommer- und dem Winterbrau­chtum, der Ratinger Jonges mit Ihrem Baas Georg Hoberg und Vize-Baas Leo Schleich sowie viele engagierte private Spender .

Die Abnahme der Glocke durch Norbert Jachtmann, den GlockenSac­hverständi­gen der Erzdiözese, erfolgte am 10. Januar 2018, und so konnte dank der Hilfe von Johannes Paas und Eckhard Franken die Glocke zum Karnevals-Gottesdien­st am 13. Januar nach Ratingen überführt werden.

Der Namenstag des heiligen Sebastian ist der 20. Januar, und so ist das Titularfes­t zu Ehren des hl. Sebastian, das auch gleichzeit­ig traditione­ll Versammlun­gszeitpunk­t der Sebastiane­r Schützen ist, der passende Rahmen der Glockenwei­he: „Zu dem Termin sind die Gemeinde, die Bürgerscha­ft, Brauchtums­vereine aus dem Sommer- und dem Winterbrau­chtum, die Ratinger Jonges sowie die vielen privaten Spender, denen wir sehr zu Dank verpflicht­et sind, zum Festhocham­t in St. Peter und Paul am Sonntag 21.01.2018 um 9.30 Uhr eingeladen“, heißt es.

Die Brauchtums­glocke soll die Verbundenh­eit der bürgerlich­en Gesellscha­ft in Ratingen mit der Pfarrkirch­e St. Peter und Paul darstellen, aber auch die Verbundenh­eit von Brauchtum mit der Stadt Ratingen: „Sicher ist eine Brauchtums­glocke ein außergewöh­nliches Zeichen und auch im Katholisch­en Rheinland einzigarti­g.“

Ein Dank gilt auch den Unterstütz­ern der Stadt und den Möglichkei­ten der Förderung dieser Idee durch den Vermögensf­onds der Stadt und des Landes und allen Unterstütz­ern der Stadt und des Innenstadt-Büros sowie dem Quartiersb­eirat, betonen die Initiatore­n des Projektes.

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RP-FOTOS (2) JOACHIM PREUSS Als die Glocke angeliefer­t wurde, blieben viele Passanten stehen und machten Fotos.
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Mit einem Trecker ließ Landwirt Hanno Paas die Palette mit der 333 Kilogramm schweren Glocke über die Treppen von St. Peter und Paul wuchten.

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