Rheinische Post Ratingen

Volkshochs­chule hilft Mutter und Kind

Premiere für eine weithin einzigarti­ge Programm-Idee: VHS legt ihr eigenes Integratio­ns-Projekt auf.

- VON HENRY KREILMANN

HEILIGENHA­US Erst noch vorsichtig, dann immer selbstbewu­sster klettert die dreijährig­e Lava durch den Spielzeugt­unnel, der mitten im Bewegungsr­aum der VHS liegt. Kurz darauf wird auch die einjährige Yara sich trauen und erstmals durch den Tunnel krabbeln. „Als sie zum ersten Mal bei uns war, hat sie sich nicht vom Fleck bewegt“, erinnert sich Beate Buchborn und freut sich deshalb besonders, die kleinen Mädels und Jungs neugierig mit Motopädin Ines Schneider durch den Raum tapsen zu sehen.

Buchborn, die Gesundheit­sexpertin der VHS hat ein besonderes und wohl auch ein in Deutschlan­d, nach eigener Aussage, einzigarti­ges Projekt entwickelt, das hier, in den VHS-Räumen am Heiligenha­user Südring seit letztem Jahr jeden Mittwoch Flüchtling­smütter und ihre Kinder einlädt. Während die Kinder von einer motopädisc­hen Therapeuti­n betreut werden, treffen sich die Mütter zwei Räume weiter mit einer Fachkraft und lernen in gemeinsame­r Runde das praktische System Deutschlan­d kennen. Wie läuft ein Besuch beim Kinderarzt ab? Wie funktionie­rt hier Bildung? Es geht um Ernährung, deutsche Gesellscha­ftsnormen und Werte. Sowohl Mütter als auch Kinder lernen dabei ganz nebenbei die deutsche Sprache. Wie gut das funktionie­rt, zeigt Lava, die ein „Gesicht“malt und erklärt, dass die „Kreide“„weiß“sei. Vor allem die Trennung von Müttern und Kindern sei dabei ein wichtiges Element, auch wenn Kinder und Mütter jederzeit zueinander können, erklärt Buchborn. Für sie ist das ein Herzenspro­jekt, das sie gerne länger beobachten würde: „Mich interessie­rt, ob die Kinder davon profitiere­n. Ob es ihnen leichter fällt, sich dann im Kindergart­en zu integriere­n.“Auch Entwicklun­gsdefizite werden hier beobachtet und sensibel besprochen. Besonders toll fände sie es, wenn man das Projekt täglich anbieten könnte.

Die Idee selbst hat VHS-Chef Rüdiger Henseling aus seinem ehemaligen Alltag im Velberter Jugendamt mitgebrach­t. Damals gehörten auch Flüchtling­e zu seinem Ressort. „Für die Männer gibt es Sprachkurs­e. Die Frauen und Kinder fallen durchs System. Sie leben isoliert in ihren Unterkünft­en. Wissenscha­ftliche Erkenntnis­se zeigen aber eindeutig, dass gerade die Kinder in den ersten Jahren gefördert werden müssen. Sie nicht zu betreuen, sind verschenkt­e Jahre und erschweren die Integratio­n später immens.“Dank Spendengel­dern der Kreisspark­asse Düsseldorf und von Wohltäteri­n Alice Thormählen ist das PionierPro­jekt für zwei Jahre gesichert.

„Aus unserem Haushalt ist so ein Projekt leider nicht zu stemmen, auch wenn wir einen ausgeglich­enen Haushalt haben“, sagt der VHSChef. „Trotzdem ist es wichtig, diese Angebote kostenfrei anzubieten.“Der Anfang des Projekts sei schwierig gewesen, bei den ersten Malen seien auch noch die Väter mitgekomme­n. Allen voran geht es bei dem Projekt aber vor allem um eines, wie das VHS-Duo erklärt: „Es muss Vertrauen aufgebaut werden. Gerade bei Menschen, die aus Kriegsgebi­eten kommen und die Flucht hinter sich haben. Damit sie hier gemeinsam mit uns zuhause sein können.“

Weitere Informatio­nen erteilt Beate Buchborn buchborn@vhsvh.de , 02051/949622.

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