Blick ist oft von Vorurteilen getrübt
Wir Menschen des 21. Jahrhunderts streben danach, ein Lebensprinzip zu finden oder eine Regel zu entdecken, die für alle gültig sein kann. Wir möchten dadurch den Mitmenschen möglichst gerecht werden, dabei aber auch unsere eigenen Interessen verfolgen. Unser von Vorurteilen getrübter Blick übersieht dabei die Qualitäten eines Menschen. Viele sind also aus unserem Kreis ausgeschlossen. Oft verallgemeinern wir: Die hier sind schlecht, die sind dumm… Obwohl wir sie gar nicht kennen. Diese Haltung ist das Gegenteil von Gerechtigkeit, die wir allen wünschen.
Die katholischen Christen haben im Evangelium am letzten Sonntag von der Berufung der Apostel gehört. Mein Blick hat sich dabei bewusst auf das Schlüsselwort Jesu gerichtet, das diesen Aposteln den Ti- tel „Menschenfischer“gibt. Der Fischer fängt sowohl brauchbare als auch unbrauchbare Fische. Letztere gibt er dem Meer zurück. Auch wenn die unbrauchbaren Fische manchmal in der Überzahl zu sein scheinen, ohne sie wären die Brauchbaren nicht in die Hände der Fischer gelangt.
Uns allen – Gläubigen und Suchenden – kommt Jesus mit seiner Metaphorik zur Hilfe. Er zeigt uns das Lebensprinzip, nach dem wir unsere menschlichen Beziehungen eingehen sollen.
Erst im Laufe der Zeit wird sich herausstellen, ob ein Mensch zu den „brauchbaren“oder „unbrauchbaren Fischen“gehört. Wenn wir von Beginn an mit Vorurteilen jonglieren, kann es passieren, dass wir wertvolle Menschen „aussortiert“haben. Menschen sind keine Fische. Sie beanspruchen unsere Zeit und Erfahrung mit ihnen. KAPLAN CHRISTOPH ZASANSKI, KATH. KIRCHENGEMEINDE HEILIG GEIST