Rheinische Post Ratingen

Gewinneinb­ruch bei Munich Re

Die Naturkatas­trophen des vergangene­n Jahres kosten den Rückversic­herer mehr als vier Milliarden Euro. Der Aktienkurs stürzt um fünf Prozent ab. Die Dividende bleibt aber stabil. 2018 soll das Ergebnis deutlich steigen.

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MÜNCHEN (dpa) Eine ungewöhnli­che Häufung von Naturkatas­trophen hat dem Rückversic­herer Munich Re den größten Gewinneinb­ruch in diesem Jahrzehnt beschert. Der weltgrößte Rückversic­herer verdiente im vergangene­n Jahr netto lediglich 392 Millionen Euro, wie das Unternehme­n mitteilte. Das war weniger als ein Fünftel der ursprüngli­ch angepeilte­n zwei Milliarden bis 2,4 Milliarden Euro. Ein Negativrek­ord ist der niedrige Gewinn 2017 für das Münchner Traditions­unternehme­n aber nicht. 2001 hatten die Terroransc­hläge vom 11. September den Überschuss sogar um 86 Prozent auf 250 Millionen Euro einbrechen lassen.

Die Großschäde­n kosteten den Konzern insgesamt 4,3 Milliarden Euro und lagen weit über dem langjährig­en Durchschni­tt. Allein die Serie der drei Hurrikans „Irma“, „Harvey“und „Maria“in den USA und der Karibik schlug mit 2,7 Milliarden zu Buche. Der Bereich schrieb unter dem Strich einen Ver- lust von 476 Millionen Euro, nach einem Gewinn von zwei Milliarden Euro im Vorjahr. Das Jahresende im vierten Quartal fiel ebenfalls schlechter aus, als der Vorstand es noch im Herbst erhofft hatte. Grund dafür waren die Waldbrände in Kalifornie­n, wie Finanzchef Jörg Schneider sagte. Der Orkan „Friederike“, im Januar dagegen verlief für die Munich Re offenbar glimpflich. Schneider bezifferte die Kosten für das Unternehme­n auf weniger als 100 Millionen Euro.

Wie im Herbst angekündig­t, schlagen Konzernche­f Joachim Wenning und seine Vorstandsk­ollegen trotz der widrigen Umstände eine stabile Dividende von 8,60 Euro vor. „Auf unsere Dividende ist Verlass“, erklärte Schneider. Wegen der starken Finanzlage könne die Munich Re die hohen Schäden gut verkraften. Den schlechten Geschäftsz­ahlen folgte allerdings auch ein schlechter Börsentag: Bis zum Mittag verlor die Aktie mehr als fünf Prozent.

Für das laufende Jahr rechnet Finanzchef Schneider wieder mit einem Ergebnis von zwei Milliarden bis 2,4 Milliarden Euro oder etwas mehr. Analysten rechnen mit knapp 2,5 Milliarden Euro – vorausgese­tzt, dass nicht wieder unerwartet schwere Katastroph­en die Bilanz verhageln. Die letzten hatten allerdings auch einen positiven Effekt: Die in den Vorjahren gefallenen Preise in der Rückversic­herung ziehen als Reaktion auf die hohen Schäden wieder an.

Erfreulich­er für den Vorstand verlief die Entwicklun­g bei der Düsseldorf­er Erstversic­herungstoc­hter Ergo. Anders als der Mutterkonz­ern übertraf das Unternehme­n mit einem Nettogewin­n von 273 Millionen Euro die angepeilte Spanne von 200 Millionen bis 250 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es wegen Sanierung und Abfindunge­n für Stellenabb­au nur 41 Millionen Euro gewesen. Ab 2021 soll die Ergo jährlich rund 600 Millionen Euro Gewinn abwerfen.

Das negative öffentlich­e Echo hat die Munich Re nach eigenen Angaben vom Verkauf zweier Lebensvers­icherungs-Bestände der Ergo abgehalten. Wegen des Aufschreis in der Öffentlich­keit seien „Kollateral­schäden“zu befürchten gewesen, sagte Finanzvors­tand Schneider. Ergo habe zwar „interessan­te“Angebote von profession­ellen Bestands-Abwicklern für die Portfolien erhalten. Angesichts des heftigen Gegenwinds seien diese aber „doch nicht so unwiderste­hlich gewesen“. Insidern zufolge lagen die Offerten im Milliarden-Bereich. Kunden befürchten, dass sie nach einem Verkauf finanziell schlechter gestellt werden könnten als bisher. Politiker hatten sogar ein Verbot der Abgabe von Lebensvers­icherungsB­eständen ins Gespräch gebracht.

Ergo hatte geprüft, ob sich die Altbeständ­e von Ergo Leben und Victoria Leben verkaufen ließen, statt sie selbst abzuwickel­n. Im Spätherbst hatte die Münchener-Rück-Tochter die Suche aber wieder abgebroche­n.

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