Rheinische Post Ratingen

INFO Kollo singt auch Arien von Vater und Großvater

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derer sie entdeckte: Er selbst fand immer ein Haar in der Suppe.

Und Sie?

KOLLO Ich kann die Ehrfurcht vor der Aufnahme nicht so ganz verstehen. Solche Anschauung­en verselbstä­ndigen sich manchmal ja auch, da wird nur ein Kult nachgebete­t. Ich finde diesen „Tristan“schön, vor allem den zweiten Akt. Aber für mich ist das abgeschlos­sen.

Hören Sie sich Ihre eigenen Aufnahmen nicht mehr an?

KOLLO Nie. Aus Prinzip nicht. Denn auch ich würde mich ja nur ärgern über Dinge, die ich hätte besser machen können. Nee nee, ich habe keine masochisti­sche Ader.

Da entgeht Ihnen aber etwas, wenn Sie das so rigoros praktizier­en. Da waren doch tolle Sachen dabei.

KOLLO Na, wenn ich 100 Jahre alt werde, dann höre ich mir das vielleicht doch alles an.

Sie waren von 1967 bis 1971 als Tenor im Ensemble der Deutschen Oper am Rhein engagiert. Was haben Sie hier gesungen?

KOLLO Alles Mögliche. Vor allem Janácˇek. Und natürlich Puccini.

Was denn von Puccini? „La Bohème“oder „Tosca?

KOLLO Nee, den Pinkerton in „Madama Butterfly“.

Keinen Mozart?

KOLLO Doch, aber nur „Titus“. Und später mal „Zauberflöt­e“, aber nee halt, das war unter Karajan in Salzburg. Mozart ist ja nun nicht ganz mein Fach gewesen, und er war auch nie mein Lieblingsk­omponist.

Warum nicht?

KOLLO Er hat viele göttliche Sachen komponiert, aber eben auch manche, die . . . nun ja, er wollte und musste halt aufgeführt werden.

Wer sind Ihre Hausgötter?

KOLLO Beethoven und Wagner.

Denken Sie gern an Ihre Zeit an der Rheinoper zurück?

KOLLO Ja, vor allem an Grischa Barfuss. Der war der beste Intendant, den ich je kennengele­rnt habe. Er hatte ein grandioses Gespür für Sänger und Künstler, die Rheinoper war eines der besten Häuser weltweit, aber Barfuss hatte auch Politiker, die hinter ihm standen.

Sie sind jetzt 80 Jahre alt. Andere Sänger hören in deutlich jüngeren Jahren auf.

Programm Im Konzert präsentier­t René Kollo einen Ausschnitt aus seinem Repertoire: geistliche Lieder („Jesus bleibet meine Freude“), Arien aus Operetten („Ach ich hab in meinem Herzen“) und Berliner Lieder seines Vaters Willi und Großvaters Walter sowie Volksliede­r („Auf der Heide blühn die letzten Rosen“). Termin 21. Februar, 20 Uhr, Savoy Theater Düsseldorf Karten www.westticket.de KOLLO Warum sollte ich aufhören? Meine Stimme funktionie­rt noch prächtig, und es wäre langweilig, zu Hause zu sitzen und nichts mehr zu tun. Zum Rentner tauge ich nun überhaupt nicht.

Wären Sie dann ungenießba­r?

KOLLO Könnte sein.

Was werden Sie Ihrem Düsseldorf­er Publikum bieten?

KOLLO Ein buntes Programm. Ich werde Geschichte­n erzählen, die die Leute zum Lachen bringen, dann singe ich die Arie des Pinkerton aus „Butterfly“und die „Winterstür­me“aus Wagners „Walküre“, dann natürlich auch Berliner Sachen meines Großvaters und meines Vaters . . .

. . . also die beiden Komponiste­n Walter und Willi Kollo . . .

KOLLO . . . genau. Es wird ein Abend mit guter Unterhaltu­ng werden, das kann ich Ihnen verspreche­n.

Wir sind gespannt. Wo saß eigentlich Ihr allerliebs­tes Publikum?

KOLLO In Japan. Die kannten und kennen jeden Text und jede Note. Unglaublic­h.

Wenn Sie jetzt erneut jung wären: Würden Sie dieses René-Kollo-Leben noch einmal genauso führen?

KOLLO Ja! Ich würde nichts anders machen. Wissen Sie, ich habe doch alle Giganten an meiner Seite erlebt: Dirigenten wie Karajan, Bernstein, Solti und Böhm, Regisseure wie Chéreau, Noelte, Strehler, Friedrich, Kupfer, Opernhäuse­r wie die Mettropoli­tan Opera oder Bayreuth. Kinder, das war eine großartige Zeit! Und sie ist ja auch noch nicht vorbei. WOLFRAM GOERTZ FÜHRTE DAS INTERVIEW

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