Rheinische Post Ratingen

Metalldieb plaudert vor Gericht über Bande

Die Täter waren im nördlichen Kreis Mettmann unterwegs. Der Ratinger wurde in Italien verhaftet.

- VON SABINE MAGUIRE

WUPPERTAL/RATINGEN „Heute Abend gehen wir arbeiten“– damit kündigte der Chef seinen Leuten üblicherwe­ise eine Nachtschic­ht der tiefdunkle­n Kategorie an. Gemeint waren damit Einbrüche im nördlichen Kreis Mettmann, hauptsächl­ich in metallvera­rbeitenden Betrieben. Von den Mittätern – die in wechselnde­r Besetzung teilweise aus Osteuropa zu diesem Zweck eingereist waren – in vorherigen Verfahren belastet, stand nun ein 44-Jähriger aus Ratingen als Angeklagte­r vor dem Landgerich­t Wuppertal. Der Mann sitzt dort seit Monaten in Untersuchu­ngshaft, seine Kompagnons wurden bereits verurteilt.

Vorgeworfe­n wird ihm Bandendieb­stahl in 18 Fällen im Jahre 2015, dabei ging es fast ausschließ­lich um Edel- und Buntmetall­e. Aber auch Werkzeugma­schinen wurden nicht verschmäht. Bei ihren Raubzügen hinterließ­en die Metalldieb­e üblicherwe­ise eine Spur der Verwüstung. Neben aufgebroch­enen Toren wurden Sperreinri­chtungen, Überwachun­gsanlagen, Tresore, Computer und auf der Suche nach Autoschlüs­seln auch noch Büros zerstört. Allein dieser Vandalismu­s führte bei jedem Einzelfall zu mindestens fünfstelli­gen Schäden.

Firmeneige­ne Fahrzeuge wurden kurzgeschl­ossen und zum Abtranspor­t der tonnenschw­eren Beute benutzt. Das war nicht immer erfolgreic­h, so blieb ein defekter Lkw mit der Beute auf der A46 liegen. Auch der zufällige Audi R8 als Beifang überforder­te die Gruppe. Der Versuch, mit dem Sportwagen wie Schumi schwarze Kringel auf den Asphalt zu malen, endete mangels Erfahrung in einer Mauer und nichts wurde aus dem erhofften schnellen Geschäft.

Die Metalle, Schätzwert locker über 150.000 Euro, wurden nach der Verladung in die Niederland­e gebracht und bei einem Schrotthän­dler in Venlo zu Kleingeld gemacht.

Da sich die Bandenmitg­lieder zuvor schon alle gegenseiti­g belastet hatten, empfahl der Richter dem weinenden Angeklagte­n ein Geständnis. Der plauderte daraufhin munter über Bandenstru­kturen, die eine eigens eingericht­ete Sonderkomm­ission „Bunt“bereits durch Telefonübe­rwachung und DNAAnalyse­n herausgear­beitet hatte.

Laut Aussage des Angeklagte­n sei seine Aufgabe bei einem Teil der Einbrüche nur das „Schmierest­ehen“vor den eigentlich­en Tatorten gewesen. Dazu kam das Kurzschlie­ßen und Fahren der Lastwagen, wenn keine Originalsc­hlüssel gestohlen werden konnten. Nach dem dritten Einbruch habe er keinen Anteil an der Beute mehr bekommen und sei dazu auch noch verprügelt worden, weil er angeblich die Bande mit einem Fluch belegt hätte.

Er sei zudem – nach dem ersten Streit – als unsicherer Kantonist ständig kontrollie­rt worden. Erst danach wäre ihm eine Flucht vor der Gruppe von einem Waldparkpl­atz aus gelungen. Versteckt hätte er sich dann als Automechan­iker in England und erst auf einem Ferienflug nach Italien sei er dann verhaftet worden.

Dass er mit internatio­nalem Haftbefehl gesucht werde, habe er nicht gewusst. Lesen und schreiben habe er ebenso wenig gekonnt wie die anderen Bandenmitg­lieder.

Der Prozess gegen den Ratinger wird fortgesetz­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany