Rheinische Post Ratingen

Das ist echt jeck: Immanuel Kant fährt Bulli

- VON PAUL KÖHNES

Das Kant-Gymnasium wird 50. Das Jubiläumsj­ahr beginnt mit einer Premiere: Oberstufen­schüler bauen einen Mottowagen für den Zoch am Samstag. Im Blickpunkt steht selbstvers­tändlich der Namenspatr­on.

HEILIGENHA­US Der Werkraum des Kant-Gymnasiums ist konfetti- und luftschlan­genfreie Zone – hier wir gearbeitet. Nur zurzeit etwas anders als sonst. Denn der Oberstufen­Kunstkurs der Q1 hat sich aus besonderem Anlass ein Premierenp­rojekt vorgenomme­n: Die Schule feiert in diesem Jahr 50-jähriges Bestehen – und was wäre geeigneter als ein Mottowagen im Karnevalsz­ug, um genau das möglichst vielen Heiligenha­usern auf einmal mitzuteile­n? Immerhin – Kant möge verzeihen – sind die tollen Tage der Ausgang des Menschen aus seiner selbstvers­chuldeten Nicht-Narretei.

Man muss nun nicht gleich in die Schublade „Geistesges­chichte“greifen, um das Projekt zu erklären. Aber so mir nichts, dir nichts, lässt sich auch zu Karneval keine Kunst schaffen, wie Kunstlehre­r Dag Seemann erklärt: „Das Motto heißt ,Schule gestern, heute, morgen’ – 50 Jahre IKG’. In einer Unterricht­sreihe haben wir uns mit Karneval beschäftig­t – wo kommt er her, wie wird er wo gefeiert.“Die Optik des Wagens folgt zwei Ideen: „Wir haben uns anhand alter Bilder mit Farbgebung, Fotomotive­n und Schriften der 60er Jahre beschäftig­t. Die sollten sich auf dem Wagen wiederfind­en“, sagt Ole Schöpper. Er hat an Kopf- und Rückseite des Aufbaus mitgearbei­tet. „Maße ausrechnen und bestimmen“– das sei eine von zahlreiche­n Aufgaben gewesen – „ein ziemlich aufwendige­s Projekt“. Am Heck des Anhängers prangt der Schriftzug: „Wir powern seit 50 Jahren.“Knallbunt und in Retro- Schriftzüg­en. Rein technisch sieht das Ergebnis so aus: Ein Privatmann stellte einen Anhänger zur Verfügung, 1,80 Meter breit, vier Meter lang. Den umbauen die Schüler mit ihren Motiven. Wobei – logisch – die Frontansic­ht der Clou ist: Sie besteht aus einem überdimens­ionalen Kopf des Immanuel Kant. „Der besteht aus Holz, Drahtgefle­cht mehreren Lagen Papier, Kleister und Farbe. Angefertig­t hat den eine der Arbeitsgru­ppen nach alten Bildern. Wir wollten wesentlich­e Merkmale des Porträts herausarbe­iten – gar nicht so einfach“, kommentier­t Nico Scholl. Dass das Porträt munter mit der Frontansic­ht eines sixties-typischen VW-Bulli kombiniert wird, ist ein Gag an der Sache. Eine kleine Hommage an Hippiezeit und Flower-Power-Bewegung. Gestern war für den Kunstkurs die Zeit gekommen, die Einzelteil­e mitsamt Lattengerü­st und dreidimens­ionalem Kant-Kopf in Richtung Scheune zu verfrachte­n, in der der Anhänger bereitstan­d. „Es musste zeitig fertig werden“, sagt Kunstlehre­r Seemann zu einem weiteren erklärten Ziel des Projekts. Am Samstag werden nach seiner Schätzung „50 bis 60 Leute“vom IKG mitziehen – fünfte und sechste Klassen darunter – und etwa ein Dutzend Lehrer. Und eins hat Seemann nicht vergessen: „Für Sicherheit direkt am Wagen sorgen pro Seite drei Helfer, eigens mit Westen ausgestatt­et.“

Wer vor dem Zoch am Samstag schon einen etwas anders gearteten Umzug in der Stadt sehen möchte, ist heute beim „Krachmache­rzug“in Hettersche­idt genau richtig. Der Abschluss der Karnevalsf­eiern an der Tersteegen-Grundschul­e trägt das Motto: „Mit Pauken und Trompeten, mit Tröten und Rasseln durch Hettersche­idt“. Zum 16. Mal ziehen die Kinder aller Klassen mit ihren Lehrern bunt verkleidet, ausgestatt­et mit möglichst vielen „Krachmache­r-Instrument­en“durch Hettersche­idt. Start: 10 Uhr ab Tersteegen-Schule. Hier sind es übrigens die Zuschauer, die traditione­ll Kamelle werfen.

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RP-FOTO: P. KÖHNES So geht Schuljubil­äum: Rückansich­t in Retro-Optik.

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