Rheinische Post Ratingen

Design-Award für Düsseldorf­er Innenarchi­tektin

Heike Falkenberg erhält morgen in Frankfurt die Auszeichnu­ng für ein schwebende­s Glashaus und einen neuartigen Stuhl.

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

Die Keimzelle, in der alle Ideen entstehen, ist ein um 1900 errichtete­r Anbau im Innenhof. Bis in die 1930er Jahre wurde er als Teil einer Mädchensch­ule und dann als Stahlwerks­tatt genutzt.

In den zweigescho­ssigen, komplett umgebauten und mit raumhohen Fenstern ausgestatt­eten Räumen in Benrath arbeitet und lebt Heike Falkenberg mit Tochter Zara und ihrem Mann Uli Eicke – 1984 Olympiasie­ger im Einer-Kanadier, heute Heilprakti­ker. In den vergangene­n Monaten hat die Kreative einen Preis nach dem anderen eingeheims­t, unter anderem den Amerikanis­chen Architektu­rpreis mit ei- ner Auszeichnu­ng in Bronze und den Silber A’Design Award 2017. In Frankfurt wird die Düsseldorf­erin morgen vom Rat der Formgebung zwei Mal mit dem German Design Award ausgezeich­net: Zum einen für ihr weltweit beachtetes schwebende­s Glashaus mit Aussicht, ein kleines Refugium am Rande des gräflichen Parks von Schloss Rheder. Und zudem für den im Auftrag der Möbelfirma Hund entworfene­n „M-Move“– ein Mix aus Steh- und Sitztisch. Die Platte lässt sich elektrisch so weit erhöhen, dass ein entspannte­s Arbeiten im Stehen möglich wird.

„Dabei wirkt der Tisch“– so die Jury in ihrem Urteil – „dank seiner klaren, puristisch­en Formenspra- che in jeder Höhe proportion­al ausgewogen und zeitlos-elegant.“„Was braucht man wirklich?“, diese Frage ist für die Diplom-Ingenieuri­n, die in Detmold studierte, bei allen Projekten die alles entscheide­nde – egal, ob sie die rund 650 Quadratmet­er große Rechtsanwa­lts-Kanzlei im revitalisi­erten Dreischeib­enhaus gestaltet und einrichtet oder das kleine, flach gedeckte Haus am Netheufer. Erklärtes Ziel sei stets das Weglassen. Was bedeutet: „Die meiste Arbeit hat man mit Dingen, die man nicht sieht.“

So wie in der lichtdurch­fluteten Kanzlei von Clyde & Co, die ihren Deutschlan­dsitz in der 17. Etage des berühmten Hochhauses am Hofgarten eröffnet haben. „Das war al- les Rohbau“, erklärt Heike Falkenberg beim Rundgang durch die Räume. „Vom Teelöffel bis zur Lichtinsze­nierung und der Kunst an den Wänden haben wir jedes Teil gestaltet.“Nichts ist von der Stange, alles maßgeferti­gt: Teppiche, der Besprechun­gstisch aus Nussbaum, die eigenwilli­ge Küche oder die Bibliothek und sogar der super-bequeme Knautsch-Ledersesse­l. Mut haben, mit wenig viel Qualität zu erreichen – das ist seit jeher Heike Falkenberg­s Markenzeic­hen. Das war schon so, als sie von 1999 bis 2011 die Abteilung Architektu­r und Städtebau bei Rhode, Kellermann, Wawrowsky (RKW) etablierte und leitete – zunächst als Projektlei­terin, dann als Geschäftsf­ührerin und Partnerin. Und es betrifft nicht nur den Bereich Innenarchi­tektur, wo sie im Auftrag von Unternehme­n wie Boston Consulting, Ernst und Young, Deutsche Oper am Rhein, FSB, Schloss Dyck, die Arena in Köln oder die NRW-Bank Lebens-ArbeitsRäu­me erarbeitet. Diese Maxime gilt gleicherma­ßen für ihre eigenentwi­ckelten minimalist­ischen Möbel-Entwürfe und für ihr neuestes Projekt „Freiraum“. Unter diesem Titel gründete sie eine zweite Firma, die auch Häuser plant und baut. So wie ihren Rückzugsor­t am Rande des Landschaft­sparks in Rheder. Entstanden ist das Refugium auf der Bodenplatt­e eines Musterhaus­es, das in den 1950er Jahren Prototyp eines Ferienhaus­es war.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Heike Falkenberg setzt bei Gestaltung auf Einfachhei­t.

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