INFO Das neue Buch erscheint im Ullstein-Verlag
Film Die Doku „Die Mitte wird nicht halten“von Griffin Dunne ist als Stream bei Netflix abrufbar. Buch Das neue Buch von Joan Didion, „Süden und Westen. Notizen“, erscheint bei Ullstein (160 S., 18 Euro). Dort ist kürzlich auch ein Auswahlband mit ihren Essays erschienen: „Sentimentale Reisen“, 336 S., 22 Euro rasch. Sie heiratete in den 1960er Jahren den „Time“-Journalisten John Gregory Dunne, und als ihr Neffe sie über diese Ehe befragt, antwortet sie, dass sie nicht wisse, was verlieben bedeute. „Das gehörte nicht zu meiner Welt“.
Sie redigierte seine Texte, er die ihren. Sie eignet sich die Welt über das Schreiben an, das zeigen auch die Bücher, mit denen sie hierzulande populär wurde. „Das Jahr des magischen Denkens“(2005) widmete sie ihrem Ehemann, der starb, weil er sich so sehr sorgte um die erkrankte und ins Koma gefallene gemeinsame Adoptivtochter Quintana. Kurz nach dem Tod des Vaters starb auch Quintana, und ihr widmete Didion das Buch „Blaue Stunden“(2011). Beide Bände sind Erforschungen der Trauer, Erkundungen eines Zustands, und Didion, die Überlebende, verfährt mit dem eigenen Gefühl wie früher in ihren Reportagen: Sie dringt mit dem Skalpell so weit vor, bis sie Klarheit hat. Sie ist sich selbst Material, gönnt sich keine Sentimentalität. Sie zerlegt den Schmerz mit größtmöglicher Distanz und Scharfsicht.
Anderthalb Stunden dauert dieser Film, und man hofft, er würde anderthalb Tage dauern. Die gute Nachricht ist, dass Joan Didion weiter schreibt. Einer der letzten Sätze, die sie hier spricht, hallt lange nach: „Sieh gut hin und schreib es auf.“