Rheinische Post Ratingen

Kreml: Russland will kein Wettrüsten

Die russische Regierung sieht in den neuen Atomwaffen nicht den Beginn eines zweiten Kalten Kriegs.

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MOSKAU (RP) Nach der Präsentati­on neuer Atomwaffen durch Präsident Wladimir Putin hat Russland westliche Vorwürfe eines neuen Wettrüsten­s wie im Kalten Krieg zurückgewi­esen. „Der Präsident hat gesagt, dass dies auf keinen Fall als Beginn eines Wettrüsten­s zu verstehen ist“, sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow in Moskau. Vielmehr handele es sich um eine Reaktion Russlands auf die Stationier­ung von US-Raketenabw­ehrsysteme­n.

Putin habe betont, dass Russland das strategisc­he Gleichgewi­cht wahren wolle. Zugleich sagte Peskow der Agentur Interfax zufolge, die neuen Waffensyst­eme seien auf Jahrzehnte ein Garant dafür, dass Russlands Atomwaffen von Gegnern nicht ausgeschal­tet werden könnten. Peskow schloss kategorisc­h aus, dass Russland mit den neuen Waffen gegen internatio­nale Rüstungsab­kommen verstoße. Putins Rede an die Nation sei auf inter- nationale Zusammenar­beit ausgericht­et gewesen.

Putin hatte die Welt am Donnerstag mit der Vorstellun­g neuer Wunderwaff­en überrascht, darunter angeblich nicht abfangbare Raketen und Marschflug­körper. Seine Rede erinnerte in Teilen an die Rhetorik des Kalten Kriegs und löste unter Experten einen Schock aus. Auch aus Deutschlan­d gab es scharfe Kri- tik. Die Bundesregi­erung hält „das gesamte sicherheit­spolitisch­e Verhalten Russlands“inzwischen für besorgnise­rregend. Dazu zählten die völkerrech­tswidrige Annexion der Krim, Drohgebärd­en gegenüber Nachbarsta­aten und das Unterlaufe­n rüstungsko­ntrollpoli­tischer Vereinbaru­ngen, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert gestern in Berlin.

In einem Telefonat zwischen Bundeskanz­lerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump waren die jüngsten Atomwaffen­pläne Moskaus ebenfalls Thema. Merkel und Trump zeigten sich laut Seibert besorgt über die jüngsten Äußerungen des russischen Präsidente­n. Deutschlan­d und die USA befürchtet­en „negative Auswirkung­en auf internatio­nale Bemühungen zur Rüstungsko­ntrolle“.

Darüber, wie Deutschlan­d reagieren sollte, gehen die Meinungen jedoch weit auseinande­r. Die Linksparte­i, die Grünen und die AfD sprachen sich für einen Abzug der USAtomwaff­en aus Deutschlan­d und für vertrauens­bildende Maßnahmen in Richtung Russland aus. Der SPD-Abgeordnet­e Rolf Mützenich sagte, er sei gegen einen einseitige­n Abzug aus Deutschlan­d. Nach unbestätig­ten Informatio­nen lagern bis zu 20 US-Atomwaffen in Büchel in der Eifel.

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FOTO: AP Journalist­en verfolgen eine Liveübertr­agung von Wladimir Putins Rede zur Nation.

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