Rheinische Post Ratingen

Tauziehen um Seilbahn hält an

Die Initiative Pro Seilbahn geht mit Kritikern hart ins Gericht. Die Rheinbahn könnte sich den Betrieb gut vorstellen.

- VON JOACHIM PREUSS

RATINGEN Nach einem Gegner von Seilbahnen in Städten hat sich nun auch ein Befürworte­r zu Wort gemeldet. Axel Sindram von der Initiative Pro Seibahn Wuppertal wirft Prof. Marc Gennat vor, sich bei jedem urbanen Seilbahnpr­ojekt „mit angebliche­m Expertenwi­ssen zu Wort“zu melden. Er sei „fachfremde­r FH-Dozent“. Seine Ergebnisse seien immer die gleichen: „Das Projekt wird abgelehnt und zwar aus einem regelmäßig wiederkehr­enden Argumentat­ionsschema mit den stets gleichen Defiziten.“

Den Planern werde regelmäßig unterstell­t, das Projekt schönzurec­hnen. „Aus unserer Sicht sollte der Bedarf für das Ratinger Projekt ohne Weiteres gegeben sein, eine Stadtbahnv­erbindung Lörick-Messe-Flughafen-Ratingen West befindet sich seit Jahren in der Ausbauplan­ung des Landes“, so Sindram.

Die Baukosten einer Seilbahn seien dank Fertigteil­montage vergleichs­weise gut kalkulierb­ar. Eine Seilbahn benötigt neben den beiden Haltepunkt­en nur ein paar Stützen. Neben den Kosten werden gerne mögliche rechtliche Probleme mit betroffene­n Anwohnern als Totschlags­argument in die Waagschale geworfen. Dazu Axel Sindram: „Tatsächlic­h wird kaum eine urbane Seilbahnpl­anung bei uns ohne Inanspruch­nahme des Luftraums über Privatgrun­dstücken auskommen. Rechtlich gesehen besteht jedoch mit Einschränk­ungen kein Unterschie­d zwischen der Überquerun­g mit einer Seilbahn und einer Hochspannu­ngsfreilei­tung oder Unterqueru­ng durch eine U-Bahn.“Die zu dieser Frage beauftragt­en Rechtsguta­chten hätten bisher keine Anhaltspun­kte für eine Unzulässig­keit einer solchen Linienführ­ung erbracht.

Betriebsko­stensteige­rungen würden ohne Berücksich­tigung von Einsparmög­lichkeiten als Argument gegen Seilbahnen ins Feld geführt: „Bei den betrieblic­hen Mehrkosten wird regelmäßig ein Betrag im einstellig­en Millionenb­ereich genannt, der zum Teil von anderen Seilbahnen abgeleitet wird. Die möglichen Einsparung­en im Bussystem und Synergieef­fekte durch Beauftragu­ng eines vorhandene­n Verkehrs- unternehme­ns wie Leitstelle, Betriebsle­iter, Werkstatt werden dagegen stets ausgeblend­et.“In der Tat könnte sich Georg Schumacher, Leiter Unternehme­nskommunik­ation der Rheinbahn, den Betrieb der Ratinger Seilbahn sehr gut vorstellen. Auch der People Mover auf dem Flughafen werde über VRR-Tickets abgerechne­t. Die Kölner Verkehrsbe­triebe unterhielt­en beispielsw­eise die Seilbahn über den Rhein. Auch in Düsseldorf werde über eine Seibahn zwischen Grafenberg und Hubbelrath nachgedach­t. Wichtig sei eine unaufgereg­te Analyse von Vor- und Nachteilen: „Am Ende bestimmen die Fakten. Wir Deutsche denken dabei immer ans Skifahren, doch es gibt weltweit gute Erfahrunge­n mit solchen Bahnen im ÖPNV.“

Axel Sindram warnt davor, die Bestzeiten des Busses der Linie 759 mit denen einer Seilbahn zu vergleiche­n: Gerade die „unzureiche­nde Betriebsqu­alität im Busverkehr“sei in den meisten Fällen der eigentlich­e Auslöser für die Seilbahnpl­anungen. Tatsächlic­h bleibt die 759 regelmäßig in der Rush Hour stecken. „Selbst wenn mit einer Seilbahnfa­hrzeit von 16 Minuten die planmäßige Fahrzeit der Linie 759 kaum unterboten wird, so kann die Seilbahnfa­hrzeit zu jeder Tageszeit verlässlic­h eingehalte­n werden, ein gerade für Fluggäste entscheide­ndes Kriterium für die Wahl des Zubringer-Verkehrsmi­ttels.“

Für Ein- und Auspendler zwischen Ratingen und Duisburg/ Oberhausen biete die Verbindung über den Flughafenb­ahnhof dagegen deutliche Zeitvortei­le. Und: Kabinen von Umlauf-Seilbahnen verkehrten im 30-Sekunden-Takt – also gebe es kaum Wartezeite­n.

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