Rheinische Post Ratingen

Tänzer fühlen sich wie eine große Familie

Steffi Keller hat den Spaß am Tanzen zum Beruf gemacht. Inzwischen ist sie „Tanzlehren­de“, wie es der Dachverban­d offiziell nennt.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN Dem einen fallen beim Stichwort „Tanzen“Rilke-Zeilen ein: „Der weiche Gang geschmeidi­g starker Schritte, der sich im allerklein­sten Kreise dreht“, der andere hat einen gewissen Schmidtche­n Schleicher im Ohr und die Dritte die mit Krönchen geschmückt­en höheren Töchter beim Wiener Opernball. Steffi Keller dachte hauptsächl­ich daran, Spaß zu haben.

Steffi Keller („Niemand nennt mich Stefanie“) ist in Kaiserslau­tern geboren und in Langenfeld aufgewachs­en. Sie wird jetzt 31 Jahre alt, hat den angestrebt­en Spaß in den Beruf herüber gerettet und kann sich nicht vorstellen, dass sie einmal etwas anderes machen möchte als Tanzlehrer­in zu sein – vom Dachverban­d Tanzlehren­de genannt.

Und so soll es auch gewesen sein, als es nach Grund- und Realschule und Gymnasium irgendwie darum ging, einen Beruf zu erlernen. Ums Geld ging es dann erst mal. Und Steffi machte das, was viele Jugendlich­e machen, wenn der weitere Weg zum Broterwerb noch nicht so ganz klar ist: Sie jobbte. Sie tanzte aber auch schon, VideoclipD­ancing und so manches, was sich irgendwann und irgendwie aus dem HipHop entwickelt hatte.

Und dann begann sie – man muss volljährig sein – eine hauptberuf­liche Ausbildung, und zwar betrieblic­h – allerdings funktionie­rt die ohne Berufsschu­le. Sie war für anderthalb Jahre Auszubilde­nde in einer Tanzschule, um den theoretisc­hen Teil ihres Berufs zu erlernen. Da ging es unter anderem auch um kundenorie­ntiertes Dienstleis­tungsverha­lten und betriebssp­ezifische Abläufe. Den praktische­n Teil der Ausbildung, der noch einmal anderthalb Jahre dauerte, absolviert­e sie in Ratingen am Wall, wo sie auch heute noch arbeitet.

Wem eine staatliche Anerkennun­g seines Berufsabsc­hlusses wichtig erscheint, ist beim Tanzlehrer­job nicht richtig. Wer aber seine Bestätigun­g auch aus der Wertschätz­ung der Unterricht­eten beziehen kann, der ist hier gut aufgehoben.

Kollegin Johanna Skoerys, Auszubilde­nde, meint über Steffi Keller, dass sie nicht nur den Schülern eine Menge an Wissen vermitteln kann, sondern auch ihr und der weiteren Auszubilde­nden. „Wir können uns hier wie eine Familie fühlen“. Ganz klar, dass man sich duzt – was auch für den Rest aller Vor- und Nachtanzen­den gilt und keinem Probleme macht.

Ob nun die Kursteilne­hmer „zwei linke Füße“haben, wie manch einer sagt, oder einfach ein bisschen langsam sind: „Sie lernen es alle und brauchen ihren Mut nicht sinken zu lassen“, meint Steffi Keller. Als ausgesproc­henes Anbagger-Terrain möchte sie die Tanzschule nicht sehen, und schon gar nicht als die Stätte, wo Mauerblümc­hen vor großen Spiegeln verkümmern. Man bekommt in jedem Kurs noch paarweises Tanzen hin.

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