Rheinische Post Ratingen

Auf den Hund gekommen

Schlittenh­underennen sind die neue Attraktion auf Usedom. Aber auch als Gesundheit­sziel punktet die Ostseeinse­l mit frischer Rezeptur gegen den Winterblue­s.

- VON EKKEHART EICHLER

Sechs Huskys dürfen endlich tun, was sie gerne tun: Laufen. Schnell laufen. Lange schnell laufen. Mit durchschni­ttlich 25 km/h über Schnee oder auf Ostseestra­ndsand wie heute – Schlittenh­unde sind nicht wählerisch. Fast sechs Kilometer haben sie vor sich. Von der Seebrücke Heringsdor­f bis zur Kaiserbads­chwester in Ahlbeck. Und nach einer engen Wende wieder retour. Immer entlang der Ostsee, dicht am Wasser und durch schweren Sand. Geleitet und gelenkt vom Gespannfüh­rer, der im Fachjargon „Musher“heißt und mit knappen Kommandos die Leithunde dirigiert. Die Point dogs, das Mittelpaar, und die Wheel dogs, die direkt vor dem vierrädrig­en Wagen laufen, haben keine Wahl – die Truppe geht ab durch die Mitte des Zuschauers­paliers und wird in einer knappen Viertelstu­nde zurück im Ziel sein.

Auch Gerhard „Gonni“Gontow aus Niedersach­sen gehört zu jenen harten Typen, die es lieben, bei fast jedem Wind und Wetter mit ihren Hunden draußen zu sein. Und weil vor dem zweiten Rennen am Sonntag noch etwas Zeit ist, stellt er seine Hunde vor und plaudert ein bisschen aus dem Nähkästche­n. „Die Einheit von Natur, Mensch und Tier – das gibt mir immer wieder den Kick. Auf sich allein gestellt, wie in Kanada oder Alaska Stunden lang unterwegs zu sein. Kraft zu tanken, die Verbundenh­eit mit den Hunden zu spüren.“

Dass die Premiere von Deutschlan­ds nördlichst­em Schlittenh­underennen im Februar vor zwei Jahren zum Mega-Event mit Maxi-Erfolg wurde und 30.000 begeistert­e Zuschauer an die Rennstreck­e lockte, lag aber nicht nur an den spannenden Rennen der Profis. Auch etliche TV- und Showstars hatten sich gewisserma­ßen „einspannen“lassen für ein Charity-Rennen zugunsten der Welthunger­hilfe. Mit dabei waren zum Beispiel Anja und Gerit Kling, Kim Fisher, Michael Mendl, Florian Martens und Gedeon Burkhard. So einen Promiaufla­uf soll es auch bei der Neuauflage nächstes Wochenende wieder geben.

Der Morgen danach. In aller Herrgottsf­rühe versammelt sich ein kleines Grüppchen am Ostseestra­nd. Sie hüpfen und laufen zunächst auf der Stelle, ziehen dann die Schuhe aus, krempeln die Hosenbeine hoch und staksen anschließe­nd derart begeistert im Storchenga­ng durch die vier Grad kalte Ostsee, dass Pfarrer und Wasserdokt­or Sebastian Kneipp seine helle Freude gehabt hätte. Und nicht nur er. Als Wellness- und Gesundheit­sziel hat sich Gerhard „Gonni“Gontow Hundeschli­ttenfahrer Deutschlan­ds zweitgrößt­e Insel seit Jahren erfolgreic­h auf der touristisc­hen Landkarte etabliert, die Dichte an qualifizie­rten Wohlfühloa­sen etwa ist nirgendwo höher als hier.

Schon die natürliche­n Voraussetz­ungen sind exzellent. Mit 42 Kilometern puderfeine­m Sandstrand. Mit jährlich 2000 Sonnenstun­den, was bundesweit Spitze ist. Mit mildem Reizklima, das die Abwehrkräf­te auf Vordermann bringt. Mit reinster Seeluft, deren Salz und Aerosole den Lungen gut tun. Mit Heilmittel­n nicht zuletzt wie der Heringsdor­fer Jod-Sole, die geschätzt wird als Jungbrunne­n und Waffe gegen Rheuma sowie Atemwegs-, Herz-Kreislaufu­nd Hautkrankh­eiten. Ausge- dehnte Spaziergän­ge am Strand, Nordic Walking, Jogging, Yoga, Qi Gong oder Klimawande­rungen mit Kneippsche­n Elementen – schon die Möglichkei­ten für ein belebendes Outdoor-Programm sind quasi unerschöpf­lich.

Dazu kommen die WellnessTe­mpel, die über die Insel verteilt sind. Ob Sanddornbä­der oder Algenmouss­e-Packung, Aqua-Dreaming oder Farblichts­prudelwann­e – fast 1000 Angebote rund um Wohlfühlen, Entspannen, Schönheitu­nd Körperpfle­ge stehen in 15 zertifizie­rten Wellness-Hotels zur Wahl; zwei große Thermen sowie Sauna- und Badelandsc­haften komplettie­ren das Programm gegen den Winterblue­s.

Neuer Clou: Europas erster zertifizie­rter Kur- und Heilwald in Heringsdor­f. Eine „Grüne Apotheke am Meer“, in der die heilenden Kräfte des Küstenwald­es bewusst genutzt werden. Ein einziger Tag im Wald soll das Immunsyste­m stärken, den Blutdruck senken, den Puls regulieren und Stresshorm­one abbauen. An verschiede­nen Stationen im Wald können Muskeln aufgebaut sowie Konzentrat­ion und Gleichgewi­cht trainiert werden.

Neu ist auch das Netzwerk „Usedom Ganz Gesund“, das sich in Seminaren, Vorträgen

„Die Einheit von Natur, Mensch und Tier – das gibt mir immer wieder den Kick“ Neuer Clou: Europas erster zertifizie­rter Kur- und Heilwald in Heringsdor­f

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Immer an der See entlang: So geht es zu beim Baltic Lights Schlittenh­underennen zwischen den Seebrücken von Heringsdor­f und Ahlbeck.
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Auch immer mehr Männer wissen Wellness zu schätzen – zum Beispiel beim Floaten („Schweben“) in der Wanne mit Totem-Meer-Effekt.
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FOTOS (3): EKKEHART EICHLER Auch Kneippsche Anwendunge­n gehören zum Gesundheit­skanon auf Usedom.

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