Rheinische Post Ratingen

Schau verbindet Kunst und Demenz

Alfons Demand hat sich mit der Krankheit auseinande­rgesetzt. Seine Bilderreih­e ist im Haus der Kirche zu sehen.

- VON HENRY KREILMANN

HEILIGENHA­US „In der Kunst gibt es nichts, was man nicht darstellen kann“, findet Ruth Ortlinghau­s. Während sie das sagt, schaut die Sprecherin des Stadtmarke­ting-Arbeitskre­ises „Kultur und Gesellscha­ft“auf die abstrakten Werke von Pastor Alfons Demand, auf denen er die „Stufen der Demenz“aus künstleris­cher Sicht verarbeite­t hat – und es beginnt der erste spannende Austausch über die Werke des zur Mitte des Jahres aus dem Amt scheidende­n katholisch­en Geistliche­n.

Gemeinsam mit Christel Prätorius vom Heiligenha­user Demenznetz und Pfarrerin Kirsten Düsterhöft unterhält sich Ortlinghau­s hier, im Foyer des Hauses der Kirche, über eine besondere Sicht auf die Krankheit „Demenz“. Viele weitere interessan­te Gespräche sollen hier folgen, denn am Samstag, 10. März, 18 Uhr, wird die zweiwöchig­e Ausstellun­g in den Räumlichke­iten neben der Alten Kirche feierlich mit Lesung, kulinarisc­hen Köstlichke­iten und mit Musik von Kantor Bernd Liffers eröffnet. Führungen gibt es jeweils Montag und Freitag, 18 bis 19 Uhr.

Gestern trafen sich die drei Damen zur letzten Vorbesprec­hung, bevor die Bilder am Freitag auf Staffeleie­n, die von der Stadtbüche­rei ausgeliehe­n werden, die passenden Plätze bekommen. Es sollen auch noch Werke von Demenzkran­ken dazu kommen. „Das Thema passt zum beginnende­n Frühling, aber auch zur Passionsze­it, denn hier finden sich auch dunkle und helle Tage“, findet die evangelisc­he Pfarrerin Düsterhöft. Die Werke selbst hat der Künstler im Rahmen des „Orientiert­en Jahrs für pflegende Angehörige und demenziell Erkrankte“2015 geschaffen und sie dem Demenznetz geschenkt; „Zuerst stand ich dem sehr ablehnend gegenüber“, erinnerte sich der Pfarrer damals bei seiner ersten Vernissage, doch das Thema habe ihn nicht losgelasse­n. Für ihn hat jedes der Bilder eine wichtige Bedeutung, doch vor allem das Bild „Gefangen im Spinnennet­z“mache deutlich, wie sehr die Krankheit Demenz einen Betroffene­n in ihr Netz einwickelt und aus dem aktiven Leben reißt.

Dass unter Federführu­ng des Stadtmarke­tings die Werke nun noch einmal zu sehen sein werden, das hat gleich mehrere Gründe, wie Ruth Ortlinghau­s ausführt: „In diesem Jahr feiert das Demenznetz sein zehnjährig­es Bestehen und die Ausstellun­g soll auch eine Hommage an Pastor Demand sein. Ich finde, dass er als musischer Pfarrer viel zu wenig gewürdigt wird.“Alle drei Organisato­rinnen sind beeindruck­t, wie der Pastor sich in das Thema Demenz hinein gedacht habe und es künstleris­ch habe fassbar machen wollen. Und das nicht nur auf der Leinwand, sondern auch literarisc­h. Zu jedem Werk gibt es eigene Zeilen des Künstlers oder ein passendes Gedicht. „Demenz geht uns alle an“, betont Düsterhöft, die sich freut, dass das Thema durch solch eine Veranstalt­ung in die Öffentlich­keit getragen wird. Immer mehr Menschen sind von der Krankheit betroffen, aber noch immer sei es ein Tabu. Für die drei Organisato­rinnen ist es wichtig, dass das Thema nicht nur als „Schreckges­penst“dargestell­t wird. Prätorius: „Ich lache in keiner Gruppe so viel, wie bei unserem Demenztref­f.“

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Christel Prätorius, Pfarrerin Kirsten Düsterhöft und Ruth Ortlinghau­s (v. l.) zeigen Bilder von Pfarrer Alfons Demand.

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