Rheinische Post Ratingen

Von der Kunstakade­mie ins eigene Atelier

Aurel Dahlgrüns Abschlussa­rbeit wurde mit dem Ehrenhofpr­eis ausgezeich­net. Nun beginnt für ihn ein neuer Lebensabsc­hnitt.

- VON NATALIE URBIG

Sein Raum in der Kunstakade­mie ist so gut wie leer. Einige weiße Bänke stehen an den Wänden, in Mappen schlummern großformat­ige Fotografie­n, und in der Ecke wartet ein Luftentfeu­chter auf seinen Einsatz: Nach gut sechs Jahren an der Kunstakade­mie zieht Aurel Dahlgrün um. Oder vielmehr aus. Dieses Jahr wurde der 28-Jährige mit dem Ehrenhofpr­eis ausgezeich­net. Jener Preis, der vor zwei Jahren vom Museum Kunstpalas­t gemeinsam mit dem Düsseldorf­er Unternehme­r Georg Landsberg ins Leben gerufen wurde. Mit dem Preis wird die beste Abschlussa­rbeit der Akademie-Absolvente­n ausgezeich­net. Aurel Dahlgrün überzeugte die Jury in diesem Jahr mit seiner Installati­on „19 weeks of water“.

Mittlerwei­le erinnert in seinem Arbeitsrau­m nur noch ein Abdruck an das, was sich beim AkademieRu­ndgang vor wenigen Wochen abgespielt hat: Ein großes glänzendes Rechteck war dort in der Raummitte zu sehen. Besucher umrundeten es, spiegelten sich darin, machten Fotos und staunten nicht schlecht, als immer wieder neue Flüssigkei­t in das Bodenbecke­n tropfte und die Oberfläche in Bewegung setzte. Die Flüssigkei­t hat Aurel Dahlgrün mit einem Luftentfeu­chter aus dem Raum gezogen. Mehr als vier Monate lang sammelte er sie und ließ sie schließlic­h Teil seiner Abschlussa­rbeit werden. Daher auch der Name seines Werks „19 weeks of water.“

In seinen Arbeiten spielt das Wasser eine zentrale Rolle. Auch in anderen Werken beschäftig­t der Fotograf sich mit dem Element. In Katalogen, die sich übrigens nur mit beiden Händen durchblätt­ern lassen, zeigt Dahlgrün Fotografie­n, die er auf seinen Expedition­en sowohl unter als auch oberhalb des Wassers aufgenomme­n hat. Andere Aufnahmen stammen aus dem Innenraum eines Wasserkoch­ers.

Mit seinen Werken möchte Dahlgrün einen Blick auf die räumliche Gegenwart schaffen und der Frage nachgehen, wie der Mensch auf die Natur schaut oder wie sich Mensch und Tier beeinfluss­en. Immer habe er sich dabei auch mit dem Medium Fotografie auseinande­rgesetzt. „Fotografie ist heutzutage allgegenwä­rtig geworden, es wird beliebig, ver- liert an Bedeutung“, sagt er. In seinen Arbeiten ist Dahlgrün dagegen Perfektion­ist, er versucht die Kontrolle zu behalten: „Zeitweise habe ich sogar das Papier selbst geschöpft“, erzählt er. Ein anderes Mal zerschredd­erte er Fotografie­n, um aus den Farbpigmen­ten Neues zu schaffen.

Fragt man Aurel Dahlgrün, wo er herkommt, wird es ein wenig komplizier­t. Geboren wurde Dahlgrün in Berlin, schon kurze Zeit später stand ein Umzug nach Småland in Schweden an. Dort wuchs er mit seinen Eltern und vier Brüdern inmitten der Natur auf. Später zog die Familie zurück nach Berlin, bis Aurel Dahlgrün wieder das Fernweh packte. Er verbrachte einige Zeit in Brasilien. Zunächst als Austauschs­chüler, dann als Lehrer für Kunst und Englisch.

2011 kam Aurel Dahlgrün an die Kunstakade­mie nach Düsseldorf. Dort studierte er Fotografie in der Klasse des Künstlers Christophe­r Williams.

Die sieben Jahre an der Akademie haben Aurel Dahlgrün geprägt. Fachlich, aber auch durch die Erlebnisse auf gemeinsame­n Exkursione­n oder durch Bekanntsch­aften, die er währenddes­sen machen konnte.

Dass seine Zeit an der Akademie nun zu Ende geht, bringt ihn ins Grübeln: „Komisch ist es schon, nun fällt das weg, weswegen ich nach

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FOTO: MARKUS LUIGS Für seine Abschlussa­rbeit „19 weeks of water“sammelte der Akademiest­udent Aurel Dahlgrün aus der Klasse Christophe­r Williams über mehrere Monate Luftfeucht­igkeit. Die präsentier­te er in einem Becken, das er aus vier Randleiste­n in seinem Akademiera­um...
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FOTO: MORITZ KRAUTH Aurel Dahlgrün.

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