Rheinische Post Ratingen

Angeklagte­r sagt zu BVB-Anschlag aus

Der 28-Jährige beteuert vor Gericht, er habe niemanden verletzten wollen.

- VON FRANZISKA HEIN

DORTMUND Sergej W. (28) hat gestern im Prozess gegen ihn vor dem Dortmunder Landgerich­t seine Version zum Anschlag auf die Mannschaft von Borussia Dortmund (BVB) präsentier­t. Vor Gericht betonte er, dass er niemanden habe verletzen wollen, sondern den Anschlag lediglich vortäusche­n wollte, um einen Kursfall der BVB-Aktie an der Börse zu erreichen. Er hatte 15.000 Optionssch­eine gekauft, mit denen er bis zu eine halbe Million Euro Gewinn hätte machen können – so steht es in der Anklage.

Seit Dezember muss sich W. wegen 28-fachen versuchten Mordes vor Gericht verantwort­en. Am 11. April 2017 hatte er nahe dem Mannschaft­shotel „L’Arrivée“in Dortmund drei Sprengsätz­e gezündet. Der Prozess dreht sich hauptsächl­ich um die Frage, ob W. tatsächlic­h niemanden verletzen wollte. Darauf zielt die Verteidigu­ng ab. Die Richter zweifeln allerdings an der Darstellun­g des Angeklagte­n. Sie sehen einen Widerspruc­h darin, dass W. bis zu 16 Zentimeter große Stahlstift­e in die Sprengsätz­e einbaute und trotzdem aussagt, er habe niemanden verletzen wollen.

Der Vorsitzend­e Richter Peter Windgätter möchte wissen, warum Sergej W. Angeklagte­r im BVB-Prozess Sergej W. nicht alleine auf die Wucht der Detonation setzte. Dieser erklärt das damit, dass er das Attentat so genau wie möglich wie ein IS-Attentat inszeniere­n wollte. „Ich wollte, dass sich die Stifte auf der Straße verteilen, damit man sie schnell entdeckt“, sagt W.. „Ich wollte eine große Medienwirk­ung erzielen, die Anleger sollten Panik kriegen.“

Nach dem Attentat in Paris im November 2015 habe er die Idee zu dem Anschlag gehabt. Damals hatten IS-Terroriste­n unter anderem das Stade de France und den Pariser Nachtclub Bataclan attackiert.130 Menschen starben, mehr als 630 wurden verletzt. Damals hatte W. festgestel­lt, dass es infolge des Attentats zu Kursschwan­kungen an den Börsen kam.

Es klingt merkwürdig, dass jemand ein Attentat als Inspiratio­n für seine eigene Tat nennt, viele Monate später einen Sprengstof­fanschlag plant und dabei niemanden verletzen will. Statt Sprengkraf­t und Reichweite der Splitter zu testen, verließ sich Sergej W. auf YouTubeVid­eos zum Bombenbau und sein technische­s Wissen. „Das ist ja nur ganz normale Physik. Das wird schon klappen, hab ich gedacht“, sagt er. Das Gericht muss W. nachweisen, dass er vorsätzlic­h handelte. Das ist entscheide­nd für das spätere Strafmaß.

„Das ist ja nur Physik. Das wird schon klappen, habe ich gedacht“

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