Rheinische Post Ratingen

INFO Die Folgen unserer Europa-Serie

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24. Februar Essay über die europäisch­en Denker 28. Februar Napoleon, der Europa im bürgerlich­en Recht einte 3. März Alexander von Humboldt, der Europa in der Welt entdeckte 10. März Bettina von Arnim, die Europa salonfähig machte 13. März Richard Wagner, der Europa- Flüchtling 17. März Karl Marx, der die Arbeiter Europas einen wollte 20. März Bertha von Suttner, die Europa den Frieden lehrte 24. März Helmut Kohl formte die BRD zum europäisch­en Staat 27. März Jürgen Habermas, der Europa auch philosophi­sch dachte eher paneuropäi­sches Kaufverhal­ten.

Ja, Wagner ist nicht wählerisch, wenn es um die Durchsetzu­ng eigener Ziele geht, aber doch ein Genie – auch eines der Tourismusb­ranche. Er installier­t nämlich (zumal durch den Bau eines ungemütlic­hen, aber geheimnisv­ollen Festspielh­auses) die Idee des kulturbefl­issenen Europa-Pilgertums nach Bayreuth. Wer sich dort beim Pausenwürs­tchen umhört, registrier­t neben lokal verbreiter­tem Fränkisch viel Englisch, Französisc­h und Italienisc­h, neuerdings sogar Russisch. Wagneriane­r hocken ja überall, und wenngleich es zuweilen heißt, die neue Hügelherri­n Katharina schade der ewigen Mythospfle­ge, so sind die Karten nach wie vor extrem begehrt. Wenn Europa neben Salzburg und Luzern einen Festivalor­t bereist, dann ist es Bayreuth.

Richard Wagners eigene Erlösung von allem Druck erfüllt sich 1882: Da kommt der „Parsifal“in Bayreuth heraus, und die Uraufführu­ng gerät so fulminant, dass Wagner zum ersten Mal keine Gläubiger im Nacken hat. Er stirbt ein Jahr später in Venedig, der schwankend­en Stadt, am 13. Februar 1883. Ausgerechn­et im ersten Moment der Sorgenfrei­heit macht sein Herz nicht mehr mit. Wir lernen: Schuldenfr­eiheit kann im Einzelfall auch ungesund sein.

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