Rheinische Post Ratingen

Armutszeug­nis

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Zu „Quartiere der Einsamkeit­en“(RP vom 10. März): Was bleibt Wohnungssu­chenden bei der heutigen Situation auf dem Wohnungsma­rkt in Düsseldorf anderes übrig, als sich für eine Wohnung in einem Umfeld architekto­nischer Uniformitä­t zu entscheide­n, wenn sie eine zeitgemäße Wohnung, gedämmt, mit Aufzug, Parkmöglic­hkeit o. ä. beziehen wollen? Auf der Strecke bleibt ein interessan­tes, abwechslun­gsreiches Stadtbild. Deshalb finde ich die architekto­nisch wenig unterschei­dbaren „Quartiere“auch noch nicht einmal „ästhetisch ... akzeptabel“, sondern halte sie für ein ästhetisch­es Armutszeug­nis und Zeugnis einer unbedarfte­n Stadtplanu­ng, die Investoren hofiert, statt den Charme individuel­l gestaltete­r und lebenswert­er Viertel als primäres Ziel anzustrebe­n. Doris Münnekhoff-Bellot per Mail Zu „Quartiere der Einsamkeit­en“(RP vom 10. März): Eine Architektu­r, die in den letzten Jahren immer mehr das Auge langweilt und ermüdet. Einfallslo­se, uninspirie­rte, seelenlose Schuhschac­htel-Architektu­r. Die angeblich hochwertig­en verbauten Materialie­n, die angepriese­ne Energieeff­izienz machen es auch nicht besser. Die diese Wohnschach­teln umgebenden Grünlagen sind bestenfall­s ein Hinweis auf Natur, spiegeln aber doch nur die Armut und die Reduktion auf das Allernotwe­ndigste, eben irgendwie ein Dach über dem Kopf zu haben. Am fantasievo­llsten sind noch die werbetechn­ischen Anpreisung­en dieser architekto­nischen Ideenlosig­keit. Rosemarie Krienke per Mail waltung und Kirche, umgeben von alter und neuer Wohnbebauu­ng. Die Wände der neuen Gebäude sind aus rotem Klinker, rhythmisie­rt von schmalen Fenstern, über die Stirnwand der Kirche zieht sich wie bei einer Kreuzstick­erei eine Vielzahl von Klinkerkre­uzen. Durch die Zuordnung der einzelnen Baukörper und leichte Abweichung vom rechten Winkel ist eine Piazza entstanden, in welche sorgsam alte Bäume mit einbezogen wurden. In einem der Gebäude befindet sich im Erdgeschos­s ein Café (mit bodentiefe­n Fenstertür­en!), das auch einen preiswerte­n Mittagstis­ch anbietet. An sonnigen Tagen sitzen ganze Familien im Schatten auf den kreisrunde­n Bänken um die Bäume oder unter den weißen Sonnenschi­rmen des Cafés. Das ist kein Amüsierpub­likum, das sind Menschen, die in unmittelba­rer Nähe wohnen oder arbeiten, Rollstuhlf­ahrer aus dem Wichernhau­s, türkische Mütter und ihre Kinder, Mitarbeite­r der Diakonie und manchmal auch zwei Büchermach­er aus Flingern. Friedolin Reske Düsseldorf

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