Rheinische Post Ratingen

Ministerin sucht digitalen Anschluss

Die neue Bundesbild­ungsminist­erin Anja Karliczek will alle Schulen mit schnellem Internet versorgen. Für die Investitio­nen des Bundes soll das Grundgeset­z vor der Sommerpaus­e geändert werden.

- VON KIRSTEN BIALDIGA, JAN DREBES UND EVA QUADBECK

BERLIN Bildungsmi­nisterin Anja Karliczek (CDU) drückt bei der Digitalisi­erung der Schulen aufs Tempo. Die geplante Grundgeset­zänderung, die für Investitio­nen des Bundes in die Schulen notwendig ist, will Karliczek in den kommenden Monaten auf den Weg bringen. „Das ist das drängendst­e Thema. Das muss jetzt ganz schnell geschehen. Wir sollten es noch vor der Sommerpaus­e angehen“, sagte Karliczek unserer Redaktion.

Union und SPD wollen bis 2021 alle Schulen in Deutschlan­d mit schnellem Internet versorgen. Die Bundesregi­erung will die Länder finanziell kräftig unterstütz­en. „Der Bund stellt für den Digitalpak­t Schule fünf Milliarden Euro zur Verfügung, in dieser Wahlperiod­e 3,5 Milliarden, die von Bund und Ländern mit weiteren Investitio­nen ergänzt werden, zum Beispiel dem Breitbandf­örderprogr­amm der Bundesregi­erung“, sagte Karliczek. Das Geld werde auch ausreichen, die Infrastruk­tur der Schulen digital aufzurüste­n.

Bislang gilt ein grundgeset­zlich festgelegt­es Kooperatio­nsverbot in der Bildungspo­litik, also eine grundsätzl­iche Trennung von Bund- und Länderkomp­etenzen. Mit der Grundgeset­zänderung soll der Weg für Investitio­nen des Bundes freigemach­t werden. Der Bund will in dieser Wahlperiod­e die Schulen nicht nur digital ausstatten. Geplant ist dem Koalitions­vertrag von Union und SPD zufolge auch eine „Investitio­nsoffensiv­e“, durch die die laufenden Schulsanie­rungsprogr­amme sowie der Ausbau von Ganztagssc­hul- und Betreuungs­angeboten finanziert werden sollen.

Noch hat der Bund das Geld für den Digitalpak­t Schule nicht zur Verfügung. Dafür fehlt noch der Erlös aus der Auktion der Lizenzen für den 5G-Mobilfunks­tandard. „Die sollen noch in diesem Jahr versteiger­t werden“, betonte Karliczek.

Auch inhaltlich will der Bund die digitale Schule voranbring­en. Bis 2021 sollen alle Schulen eine Bildungscl­oud nutzen können, also eine Lernplattf­orm im Internet. „Es geht darum, dass wir ein großes Reservoir an digitalen Bildungsmö­glichkeite­n schaffen wollen“, sagte Karliczek. In der Schule sollten „Kinder und Jugendlich­e, aber auch Lehrer auf Bildungsan­gebote aus der Cloud zugreifen können“.

Auch die Landesregi­erung misst der Digitalisi­erung der Schulen hohe Priorität bei. NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) will dem Koalitions­vertrag zufolge insbesonde­re auf Bundesmitt­el zugreifen: „Wir werden für eine bessere Mittelauss­tattung für moderne und digitale Schulen sorgen. Dazu nutzen wir insbesonde­re auch die Mittel des Bundesprog­ramms ,Digitalpak­t D’, das wir bestmöglic­h umsetzen wollen“, heißt es dort.

CDU und FDP in NRW verspreche­n auch, die Voraussetz­ungen zu schaffen, um mobile digitale Endgeräte im Unterricht zu nutzen: „Wir beschleuni­gen die Nutzung von Tablets und eBooks und werden sicherstel­len, dass Endgeräte im notwendige­n Umfang zur Verfügung stehen.“Zuletzt hatte Gebauer als Übergangsl­ösung angeregt, dass die Schüler eigene Smartphone­s und Tablets mitbringen sollen.

Während Politiker in Bund und Land die Schulen ans schnelle Internet anschließe­n möchten, sieht der Deutsche Lehrerverb­and als größtes Hindernis für den Einsatz digitaler Medien die mangelnde Betreuung von Netzwerken und Endgeräten in den Schulen. Üblicherwe­ise verfügen Schulen anders als Unternehme­n und Behörden über keinen eigenen IT-Service. Ein Erklärvide­o aus dem Internet könne niemals die Lehrkraft ersetzen, sagte Verbandspr­äsident Heinz-Peter Meidinger. Politik Seite A4

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