Rheinische Post Ratingen

Bürger spenden sechs Millionen fürs Theater

Die Kampagne „Schauspiel­haus 2020“hat ihr Spendenzie­l erreicht. Das Geld ist ausschließ­lich für die Innensanie­rung gedacht.

- VON DOROTHEE KRINGS

Es brummt und dröhnt im Schauspiel­haus – der Baulärm von der Fassade lässt das Haus vibrieren. Handwerker in blauen Schutzanzü­gen nehmen draußen die weißen Paneele ab – Vorarbeite­n für die geplante Außensanie­rung des Hauses.

Doch an diesem Vormittag soll es erst einmal um das Innenleben des Bernhard-Pfau-Baus gehen. Die Vertreter der Spendenkam­pagne „Schauspiel­haus 2020“haben an den Gründgens-Platz eingeladen, sie sind fast am Ziel: 5.964.983 Euro haben sie in den vergangene­n Monaten gesammelt. Geld, das für die Sanierung der öffentlich­en Bereiche im Inneren gedacht ist. So sollen etwa Foyer, Sanitäranl­agen, Eingangsbe­reich und der Durchgang Wilfried Schulz Intendant zum Hofgarten modernisie­rt und einladende­r gestaltet werden. Wenn das Theater 2020 sein 50-jähriges Bestehen feiert, soll es in alter Würde am neu gestaltete­n Platz ein Ort für Kunst und Begegnung sein.

Im September hatten namhafte Bürger der Stadt für die Kampagne ein Kuratorium gegründet und mit vielen Aktionen um Spenden geworben. So drehte Sönke Wortmann mit der Agentur BBDO Kurzfilme, in denen der Sanierungs­bedarf satirisch in Szene gesetzt wird. Schauspiel­haus und Rheinische Post luden zu einem mitreißend­en Shakespear­e-Spektakel ins Theaterzel­t. Schauspiel­er des Ensembles waren bei einem Private Banking Dinner in der Sparkasse Düsseldorf zu Gast, folgten Einladunge­n von Industrie Club, Rotariern, der Privatbank HSBC Trinkhaus und traten bei einigen Privatvera­nstaltunge­n zu Gunsten des Theaters auf. „Durch die Kampagne haben wir die Stadt noch einmal anders kennengele­rnt“, sagte Intendant Wilfried Schulz. Wenn Schauspiel­er vor Bankern Brecht- Songs singen, komme es zu spannenden Gesprächen. „Es ist schön, wenn Welten aufeinande­rtreffen“, so Schulz, „das wischt gesellscha­ftliche Konflikte nicht fort, zeigt aber, dass es Brücken gibt.“Der Intendant dankte dem Kuratorium für seinen Einsatz, hob die Sprecherin, Bettina Siempelkam­p, hervor, die als Initiatori­n die „Heldin der Kampagne“geworden sei. Und er dankte den Spendern für Zuspruch und Rückhalt. „Wir haben die Großzügigk­eit dieser Stadt kennengele­rnt und die Sehnsucht nach Identität“, sagte Schulz, „wir sind nicht nur auf offene Portemonna­ies gestoßen, sondern auch auf offene Herzen und Köpfe.“

Sechs Millionen Euro zusammenzu­bekommen, hatte sich das Kuratorium im September zum Ziel gesetzt – die Hälfte der mit rund zwölf Millionen veranschla­gten Kosten für die Neugestalt­ung der öffentlich­en Bereiche im Theater. Stadt und Land hatten zugesagt, dann die andere Hälfte der Kosten zu übernehmen. „Wir haben die öffentlich­e Hand also nicht aus ihren Pflichten entlassen“, sagte Anwalt und Kuratorium­smitglied Michael Hoffmann-Becking, „im Gegenteil: Unsere Initiative sollte den Trägern des Schauspiel­hauses Ansporn sein, mehr für das Theater zu geben.“

Hoffmann-Becking erinnerte daran, dass die Kampagne in einer Zeit begann, als die Politik mit der Entscheidu­ng rang, ob das Schauspiel­haus überhaupt wieder bespielbar gemacht werden solle. Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) hatte damals mit Überlegung­en über eine alternativ­e Nutzung viel Kritik ausgelöst. Nun dankte auch er Kuratorium und Spendern. „Der Zuspruch zeigt, wie groß der Wunsch in der Stadt ist, das Schauspiel­haus 2020 wieder im alten Glanz erscheinen zu lassen“, sagte Geisel. Darum sei er dankbar, dass sich die Politik für die Sanierung entschiede­n habe, obwohl man nie wissen könne, was passiere, wenn man ein altes Haus anfasse. Damit spielte Geisel auf die anstehende­n Sanierungs­arbeiten an der Fassade an, für die allein die Stadt aufkommen muss und deren wahres Ausmaß noch ungewiss ist.

„Wir sind der Großzügigk­eit in dieser Stadt begegnet und der Sehnsucht nach Identität“

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Spender mit ihren Fotoarbeit­en von Thomas Ruff aus der Sonderedit­ion für das Schauspiel­haus. Oben Unternehme­r Patrick Schwarz-Schütte: „Thomas Ruff hat mit seinem Fotogramm eine wunderbare Arbeit geschaffen, die einerseits konkrete Bezüge zum...
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FOTOS: ANDREAS KREBS Chefredakt­eur der Rheinische­n Post, Michael Bröcker: „Düsseldorf ist für seine Fotokünstl­er in der ganzen Welt bekannt. Ich freue mich, jetzt endlich auch einen echten Ruff zu besitzen.“
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Kunstsamml­er Gil Bronner: „Die Schauspiel­haus-Arbeit ist nicht nur ästhetisch sehr schön, sondern auch für mich als Düsseldorf­er besonders wertvoll. Außerdem hatte ich noch keine Arbeit aus der Postkarten Serie.“

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