Rheinische Post Ratingen

Neue Telefonzen­trale sorgt für Ärger

Ratinger Bürger wissen nicht, dass sie statt im Rathaus beim Kreis Mettmann gelandet sind.

- VON GABRIELE HANNEN UND NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Der Streit um die Abschaffun­g der hauseigene­n Telefonzen­trale in der Verwaltung ist noch nicht beendet. Der Ratinger Rat hat das Ende diese Anlaufstel­le jetzt nach einer kontrovers­en Debatte beschlosse­n. Aus Sicht der Bürger Union brauche eine Stadt wie Ratingen mit 92.000 Einwohnern aber eine eigene Zentrale. Anders ausgedrück­t: Es sei schon peinlich, dass sich die Stadt diesen Auftritt nicht mehr leisten will.

An Hotlines ist eigentlich nichts hot. Es sei denn, dass man vom langen Anhören kratziger Musik und vertrösten­der Worte heiße Ohren bekommen hat. Doch so etwas gab es bei Telefonate­n mit der Stadtverwa­ltung Ratingen eigentlich nicht. Gewiss musste man manchmal ein wenig warten, bis der Anruf angenommen wurde – wie bei jedem Familienan­schluss auch.

Nun soll alles anders kommen – tut es zum Teil auch: Die Stadt zahlt dem Kreis Mettmann künftig 50.000 Euro jährlich für den Telefonser­vice, spart aber unterm Strich „2,6 Stellen“. Der Service ist die Aufschaltu­ng eingehende­r Anrufe auf die Telefonzen­trale des Kreises Mettmann.

Und wie läuft das Ganze? Nicht immer kommt direkt ein Gespräch zustande, oft genug erklärt eine freundlich­e Männerstim­me, dass alle Serviceplä­tze besetzt seien und man so bald wie möglich verbunden werde. Und dann? Dann meldet sich eine freundlich­e Frauenstim­me und tönt - sagen wir mal einen Namen – „Neumann“. „Ach Entschuldi­gung, da habe ich mich wohl verwählt“. „Wen wollten sie denn sprechen?“ „Die Stadt Ratingen.“„Sie haben die Kreisverwa­ltung Mettmann, hier landen jetzt alle Anrufe für die Stadtverwa­ltung Ratingen.“„Aber warum melden sie sich nicht mit Stadtverwa­ltung?“„Das machen wir hier nicht.“Die nette Dame Neumann schaut daraufhin im Organigram­m der Stadt Ratingen nach und verbindet schließlic­h.

Die Ratinger Verwaltung erwartet durch die Veränderun­g eine „deutlich verbessert­e und erweiterte telefonisc­he Erreichbar­keit“: Im „Kreis Mettmann Info-Service“sind derzeit neun Mitarbeite­rinnen be- schäftigt. Der Kreis hat angeboten, zwei weitere Mitarbeite­r einzustell­en und zu schulen.

Bleibt die Frage nach der freundlich­en Frau ohne Nachnamen, die früher vielleicht nicht immer aufs erste Klingeln (weil sie noch ein anderes Gespräch bearbeiten musste) an der Muschel war, sich mit „Stadt Ratingen, guten Tag“, meldete, die aber nach bestem Wissen vermittelt hat, die einem die Durchwahl der gesuchten Person in der Verwaltung gab, die auch mal im Nachbarbür­o nachfragte. Und die sich in ihrer Ratinger Verwaltung auskannte. In dieser Zeitung hat unlängst eine Leserin erklärt: „Meiner Meinung nach sollte in Ratingen in die Telefonzen­trale investiert werden. Die Telefonzen­trale ist das Aushängesc­hild, sozusagen der erste Kontakt zur Stadt. Zu meinem Ratingen gehört auch eine Telefonzen­trale in die Stadtverwa­ltung. Ich bin absolut dagegen. Jeder, der in der Vergangenh­eit aufgrund der Überlastun­g in Ratingen am Telefon in Mettmann gelandet ist, weiß, dass die Damen selber überlastet sind und auch nicht mit Rat und Tat für Ratinger zur Seite stehen können.“Be- sonders in Urlaubszei­ten habe es in Ratingen dazu geführt, dass die Zentrale nicht oder nur noch zeitweise besetzt gewesen sei. Es ist nun geplant, auch die Rufannahme und Vermittlun­g der Anrufe, die in Ratingen unter der Nummer 550-0 eingehen, auf den „Kreis Mettmann Info-Service“(KMIS) zu übertragen. Unter der Behördennu­mmer 115 will der KMIS schon jetzt Anliegen beantworte­n.

Diese Behördennu­mmer werde von etwa vier Prozent der Bürger angewählt, heißt es bei der Ratinger Verwaltung.

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