Rheinische Post Ratingen

Sheriff Seehofer

- VON MARTIN KESSLER

Horst Seehofer gilt als unsteter Politiker. Man fragt sich, warum ausgerechn­et er Innenminis­ter der Groko wurde. Ein Amt, das einen kühlen und klaren Kopf erfordert. Schließlic­h sollte der Chef der Sicherheit­sbehörden in Stresssitu­ationen umsichtig, hart und konsequent handeln.

Doch Vorsicht. Ganz so unstet ist Seehofer nicht. Er besetzt im Parteiensp­ektrum die Position dessen, der die Sicherheit­s- und Identitäts­bedürfniss­e der Bevölkerun­g ernst nimmt. Man mag über seine Kapriolen bisweilen staunen: Die Aufgabe des konservati­ven Korrektors hat er stets beibehalte­n.

Dass er jetzt in der Regierung ist, macht sein Anliegen sogar glaubwürdi­ger. Denn er muss nun gemeinsam mit der eher liberalen Kanzlerin Angela Merkel zu echten Kompromiss­en kommen und die bisherige Blockadepo­litik aufgeben. Zugleich findet die Debatte nun im Kabinett statt und nicht mehr zwischen Berlin und München – ohne Konsequenz für das Regierungs­handeln. Merkel, Seehofer und die SPD werden sich offen streiten. Die Zeit der geräuschlo­sen Regierung ist vorbei. Und das stimmt hoffnungsv­oll. BERICHT SEEHOFER SETZT AUF „NULL TOLERANZ“, SEITE A4

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