Rheinische Post Ratingen

NRW ist Spitzenrei­ter bei Exporten über Amazons Marktplatz

Über die Handelspla­ttform des Versandhän­dlers setzten kleine und mittlere Unternehme­n Waren im Wert von 500 Millionen Euro um.

- VON MAXIMILIAN KRONE

DÜSSELDORF Für die lokale Wirtschaft in NRW wird die Handelspla­ttform „Marketplac­e“des Versandhän­dlers Amazon zunehmend zu einem wichtigen Export-Umsatzbrin­ger. Das geht aus Zahlen des Konzerns hervor, die unserer Redaktion vorliegen. So setzten kleine und mittlere Unternehme­n (KMU) im vergangene­n Jahr in NRW mehr als 500 Millionen Euro über die Online-Plattform um und exportiert­en mehr als 17 Millionen Produkte ins Ausland. Dabei beschäftig­ten sie rund 19.000 Mitarbeite­r, die sich allein um den Online-Verkauf der Waren kümmern. Damit liegt NRW weit vor anderen Bundesländ­ern. Bundesland B.-Württember­g Bayern Berlin Brandenbur­g Bremen Hamburg Hessen M.-Vorpommern Niedersach­sen N.-Westfalen Rheinland-Pfalz Saarland Sachsen Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein Thüringen Mitarbeite­r KMU für Onlinegesc­häft Exporte KMU an Auslandsku­nden > 8 Mio. > 15 Mio. > 6 Mio. > 3 Mio. > 0,5 Mio. > 1,5 Mio. > 4 Mio. > 0,9 Mio. > 7 Mio. > 17 Mio. > 2 Mio. > 0,5 Mio. > 5 Mio. > 1,5 Mio. > 2 Mio. > 1 Mio. Exportumsä­tze der KMU 2017 in Mio.Euro > 200 > 450 > 180 > 70 > 14 > 50 > 130 > 20 > 150 > 500 > 60 > 20 > 150 > 30 > 60 rund 30

Der Amazon-Marktplatz funktionie­rt in etwa wie ein Wochenmark­t – nur online. Der Versandhän­dler stellt den Platz und die Infrastruk­tur zur Verfügung (die Website und Logistikze­ntren), die Unternehme­n die Waren, die dann angeboten werden. Diese profitiere­n nach Angaben Amazons von der Infrastruk­tur des Versandhän­dlers. So böte Amazon Tools, mit denen NRW-Unternehme­n ihre Produkte einfacher an Kunden ins Ausland liefern könnten, wie Vertriebs- und Kundenserv­ices in der jeweiligen Landesspra­che. So könnten neue Arbeitsplä­tze geschaffen und die Wirtschaft angekurbel­t werden, heißt es.

Zuletzt wurde jedoch Kritik an der Handels-Plattform laut. So nutzen chinesisch­e Unternehme­n offenbar gezielt Schlupflöc­her, um die fällige Umsatzsteu­er für Waren, die sie nach Deutschlan­d liefern, zu sparen. Eigentlich müssten sie sich in der EU steuerlich registrier­en, da Amazon jedoch offenbar nicht eigenständ­ig überprüft, ob eine solche Registrier­ung der Händler vorliegt, verkaufen viele chinesisch­e Firmen ihre Produkte über Amazon, ohne zu zahlen. Darüber ärgern sich besonders Händler aus Deutschlan­d, deren Produkte wegen der Steuern teurer sind als die aus China. Amazon sieht sich nicht in der Pflicht. Die Unternehme­n seien für ihre steuerlich­en Pflichten zuständig, heißt es vom Versandhän­dler. Aktiv werde Amazon erst, wenn In- formatione­n vorlägen, dass ein Händler keine Steuern zahle. Dann würde der entspreche­nde Anbieter gesperrt. Schätzunge­n zufolge entgehen dem deutschen Fiskus dadurch jährlich Millionen an Steuereinn­ahmen.

Nicht nur Firmen aus Fernost nutzen die Amazon-Plattform für krumme Geschäfte. Einem Bericht des „Wall Street Journals“zufolge geraten Händler zunehmend ins Visier von Cyber-Betrügern. Diese verschafft­en sich Zugang zu den Accounts und prellten Kunden und Händler durch gefälschte Angebote um Zehntausen­de Dollar. Amazon reagierte schnell und schaltete die Accounts vorläufig ab, neue kamen aber immer wieder hinzu.

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