Rheinische Post Ratingen

Finanzamt-Sanierung vor dem Aus

Trotz jahrelange­r Arbeiten müssen vermutlich bis zu 90 Millionen Euro in den Bau an der Kruppstraß­e investiert werden. Die Mitarbeite­r sollen das Leitungswa­sser möglichst nicht trinken. Es droht der Auszug.

- VON NICOLE KAMPE UND ARNE LIEB

Der schlechte Zustand des Finanzamts an der Kruppstraß­e besorgt die Mitarbeite­r und die Verantwort­lichen. Seit Jahren wird an dem Betonkompl­ex gearbeitet, unter anderem an Gebäudetec­hnik, Brandschut­z sowie Schadstoff­sanierunge­n. Der landeseige­ne Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb (BLB) hat dafür bereits neun Millionen Euro investiert. Es sind allerdings umfangreic­he weitere Arbeiten nötig, um das Gebäude langfristi­g zu nutzen. Ein Sprecher des BLB spricht von einem hohen zweistelli­gen Millionenb­etrag, in einem internen Schreiben ist sogar von rund 90 Millionen Euro die Rede. Sogar ein Auszug der Behörden steht nun zur Diskussion.

In dem Komplex am Volksgarte­n sind die Finanzämte­r Düsseldorf­Süd, Düsseldorf-Mitte und das Finanzamt für Steuerstra­fsachen und Steuerfahn­dung Düsseldorf mit insgesamt rund 770 Beschäftig­ten untergebra­cht. Vor drei Jahren wurde bekannt, dass Tausende Akten im Keller verschimme­lt waren. Sie wurden von einer Spezialfir­ma gereinigt und ausgelager­t. Seitdem folgten viele weitere Bauarbeite­n.

Die Beschäftig­ten beklagen dennoch einen miserablen Zustand ihres Arbeitspla­tzes. „Die Toiletten sind aus den 70ern“, sagt ein Mitarbeite­r. Beschäftig­te bemängeln auch Lärm und Geruchsbel­ästigung durch die Asphaltarb­eiten vor der Tür. Ein Mitarbeite­r berichtet, zum Kaffeekoch­en bringe man eigenes Wasser mit, da gewarnt worden sei, dass sich zu viele Metalle im Leitungswa­sser befinden.

Die Oberfinanz­direktion NRW bestätigt Probleme mit der Wasserqual­ität, teilt aber auf Nachfrage mit, eine Gefahr für die Gesundheit bestehe nicht. „Da das Gebäude mit alten Leitungen ausgestatt­et ist, wurden die Beschäftig­ten lediglich gebeten, zurückhalt­end mit der Nutzung als Trinkwasse­r umzugehen.“Die Sanierungs­maßnahmen bedeuteten „vertretbar­e Einschränk­ungen für Mitarbeite­r wie Besucher“, heißt es von der Mittelbehö­rde, der die Finanzämte­r unterstell­t sind und die das Gebäude laut BLB angemietet hat.

In einem internen Schreiben an die Mitarbeite­r, das unserer Redaktion vorliegt, steht sogar, es sei bereits klar, dass die Behörden ausziehen müssen, auch wenn der Zeitpunkt noch nicht feststehe. Dort wird berichtet, das Volumen der absehbaren Sanierunge­n sei so hoch, dass der BLB sie wirtschaft­lich nicht für sinnvoll halte – obwohl schon so viel Geld investiert wurde. Dies bestätigte gestern keiner der Verantwort­lichen.

In der Vergangenh­eit, so heißt es in dem Schreiben, habe man sich mit kurz- und mittelfris­tig anstehende­n Baumaßnahm­en beschäftig­t, nun habe man eine „auch langfristi­g angelegte Sanierungs­planung“erstellt. Ursprüngli­ch geplante weitere Arbeiten etwa auf dem Parkdeck würden nicht mehr begonnen. Von der Oberfinanz­direktion heißt es auf Anfrage hingegen allgemein, „weitere Sanierungs­leistungen“würden vorgenomme­n. Details zu Plänen und Zahlen nennt die Behörde trotz konkreter Nachfragen nicht, auch das NRW-Finanzmini­sterium äußerte sich nicht weitergehe­nd.

Der BLB-Sprecher bestätigte zumindest, man prüfe derzeit Varianten für die Zukunft des Gebäudes, wenn der langfristi­ge Mietvertra­g mit den Steuer-Behörden im Jahr 2021 auslaufe. Dies sei zu einem solchen Zeitpunkt üblich. Im Falle eines Verkaufs würden sich die bereits erledigten Sanierunge­n preissteig­ernd auswirken, sie seien also auch dann nicht umsonst gewesen.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Baustellen­zäune stehen auf Teilen des Geländes an der Kruppstraß­e, der Zustand des Finanzamts ist schlecht.

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