Rheinische Post Ratingen

INFO Die wahre Begebenhei­t hinter der Verfilmung

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Jeannette Walls wurde 1960 in Arizona geboren. Sie studierte am Barnard College und arbeitete mehrere Jahre als Journalist­in und Moderatori­n. 2005 Biografie „Schloss aus Glas“. 2009 „Ein ungezähmte­s Leben“, Roman über ihre Großmutter. DVD128 Minuten, Regie: Destin Daniel Cretton, als DVD und Stream.

Das ist die eine Seite. Als Jeannette es schließlic­h doch auf eine Universitä­t geschafft hat, dort aber ins Zweifeln kommt, ist ihr Vater für sie da. „Du bist so schlau und kreativ, vergiss das nicht“, erinnert er sie. Es sind Momente wie diese, von denen Jeannette auch noch Jahre später zehrt: Und obwohl sie so viel Wut auf ihre Eltern in sich trägt, nimmt sie die beiden in Schutz. „Es ist immer noch meine Familie, über die du da sprichst“, ermahnt sie ihren Verlobten.

Der Film vereinfach­t nicht. Es ist der gut dargestell­te Gefühlszwi­espalt, der ihn so stark macht. Da verzeiht man dem Regisseur auch das doch etwas kitschig zugespitzt­e Ende. Da sitzt die erwachsene Jeannette mit Geschäftsl­euten in einem feinen Restaurant und isst zu Abend. Auf die Frage nach ihrer Herkunft atmet sie erst einmal durch. Dann erzählt sie zum ersten Mal die Wahrheit über ihre Eltern. Danach springt sie vom Esstisch auf, zieht ihre High-Heels aus und sprintet zum Bett ihres todkranken Vaters, um ihm in letzter Minute zu verzeihen. „Wir haben dieses Schloss aus Glas nie gebaut“, sagt er ihr. „Nein, aber wir hatten eine schöne Zeit beim Planen.“

Und wenn im Abspann die Bilder der echten Familie Walls gezeigt werden, muss der Zuschauer erst einmal schlucken.

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