Rheinische Post Ratingen

INFO Seit 1998 sitzt er im Bundestag

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Privat Hubertus Heil, 1972 geboren, ist Politologe und Soziologe. Er hat mit seiner Frau eine Tochter. Politik Seit 1998 sitzt er für den Wahlkreis Gifhorn-Peine (bei Hannover) im Bundestag. Er war von 2005 bis 2009 und von Juni bis Dezember 2017 SPD-Generalsek­retär. halten bleibt. Aber der wesentlich­e Beitrag dazu kommt vom Arbeitsmar­kt – durch höhere Löhne und hohe Beschäftig­ung.

Die Regierung will Vollbeschä­ftigung erreichen. Wie soll das gelingen?

HEIL Das ist eine Aufgabe der gesamten Regierung, der Wirtschaft und der Gewerkscha­ften. Wenn wir Vollbeschä­ftigung erreichen wollen, gelingt das nur, wenn wir Bildung und Weiterbild­ung auf breiter Front verbessern. Wir werden etwa dafür sorgen, dass die Bundesagen­tur für Arbeit (BA) in einem ersten Schritt ein Recht auf Weiterbild­ungsberatu­ng einführt. Langfristi­g wollen wir die BA zu einer Institutio­n weiterentw­ickeln, die nicht nur Arbeit, sondern auch Qualifizie­rung für alle Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er organisier­t. Wir wollen Beschäftig­ungsfähigk­eit sichern und Arbeitslos­igkeit, wo möglich, vermeiden.

Für Langzeitar­beitslose wollen Sie einen sozialen Arbeitsmar­kt aufbauen. Was sollen das konkret für Jobs sein?

HEIL Der soziale Arbeitsmar­kt wird nicht aus neuen Arbeitsbes­chaffungsm­aßnahmen bestehen. Wir haben einen verfestigt­en Sockel von Langzeitar­beitslosen, die kurzfristi­g keinen Einstieg auf dem ersten Arbeitsmar­kt finden. Für diese Gruppe werden wir eine neue Perspektiv­e schaffen. Sie sollen die Chance für eine auf fünf Jahre befristete sozialvers­icherungsp­flichtige Arbeit bekommen. Der Arbeitspla­tz kann in der freien Wirtschaft, bei Wohlfahrts­verbänden oder bei Kommunen sein. Die Arbeitgebe­r sollen einen Lohnkosten­zuschuss bekommen, der in der Zeitspanne langsam absinkt. Währenddes­sen sollen die Langzeitar­beitslosen durch individuel­les Coaching begleitet werden.

Es gibt ja Lohnkosten­zuschüsse seit langer Zeit, sie werden nur von den Arbeitgebe­rn nicht angenommen.

HEIL Viele Unternehme­n suchen doch händeringe­nd nach Arbeitskrä­ften. Diejenigen, die aktive Arbeitsmar­ktpolitik für Kokolores halten, die werde ich sowieso nicht überzeugen können. Aber die, die in der Lebensreal­ität unterwegs sind und wissen, dass man Menschen eine Chance geben muss, kann ich überzeugen. Zum Beispiel Handwerksb­etriebe, die sonst keine Arbeitskrä­fte mehr finden und die mehr tun wollen für den Zusammenha­lt in der Gesellscha­ft. Ich bin mir sicher, dass wir mit den Zuschüssen keine privaten Betriebe vom Markt verdrängen. Schließlic­h steht das Instrument grundsätzl­ich allen Betrieben offen.

CDU-Minister Spahn dominiert die Hartz-Debatte. Ärgert Sie das?

HEIL Mich stört nicht, dass sich einzelne Minister zu fachfremde­n Themen äußern, sondern mich stört in der Debatte hin und wieder der Ton. Wir können uns eine gesellscha­ftliche Spaltung nicht leisten, nur um persönlich kurzfristi­g zu punkten. Ich konzentrie­re mich auf konkrete Lösungen, die bessere Lebenspers­pektiven für Menschen schaffen. Nur mit vereinten Kräften wird es uns gelingen, die Gesellscha­ft zusammenzu­halten. BIRGIT MARSCHALL UND EVA QUADBECK FÜHRTEN DAS INTERVIEW.

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