Rheinische Post Ratingen

Das Versagen der Kontrolleu­re

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Die Deutsche Bank und Volkswagen waren mal deutsche Vorzeigeko­nzerne. Der eine Primus unter den Banken, der andere Absatz-Primus unter den Autobauern. Dass nun beide den Königsmord auf offener Bühne aufführen, ist kein Zufall.

Beiden ist Erfolg zu Kopf gestiegen. Bis zur Finanzkris­e hielten sich die Investment­banker für Regenmache­r. Wer den Golf gebaut und Porsche geschluckt hat, wähnt den Platz im Himmel ähnlich sicher. Der Größenwahn ließ eine Kultur entstehen, in der auch Kriminelle­s gedieh. VW betrog Diesel-Kunden und Behörden Jahre lang mit Abgas-Software, die Bank manipulier­te bei Zinsen, Derivaten, Hypotheken. Zeitweise glichen beide Rechtsabte­ilungen mit angeschlos­senem Geschäft.

Beide brauchen einen Kulturwand­el – weg von der Machokultu­r, die bei VW hemdsärmel­ig, bei der Deutschen Bank in Nadelstrei­fen daher-

VW und Deutsche Bank brauchen einen Kulturwand­el. Doch Müller und Cryan waren dafür die Falschen. Und die Eigentümer wollen ihn gar nicht.

kommt. Doch weder John Cryan noch Matthias Müller verkörpern den Wandel glaubhaft. Das zeigte sich insbesonde­re bei der Boni-Debatte. Cryan konnte nicht verhindern, dass die Bank Milliarden-Boni trotz Milliarden-Verlust zahlte. Müller verteidigt­e sein Zehn-Millionen- Gehalt mit dem Hinweis auf drohendes Gefängnis und verglich den Einfluss der Politik mit dem der DDR.

Der Kulturwand­el blieb vor allem ein Lippenbeke­nntnis, weil Kontrollen versagten und die Aufsichtsr­äte diesen gar nicht wollten. Die VW-Eigentümer hielten den Abgasskand­al für ein Kavaliersd­elikt, sonst hätten sie mit Müller (Vorstand) und Hans Dieter Pötsch (Aufsichstr­at) nicht zwei Männer des alten Systems Winterkorn installier­t. Die mit Geld und mehr versorgten Arbeitnehm­ervertrete­r machen vieles mir. Bei der Deutschen Bank geht es Chefkontro­lleur Paul Achleitner vor allem um eines: die eigene Haut. Entspreche­nd würdelos servierten beide Aufsichtsr­äte die Konzernche­fs ab. Echter Kulturwand­el fängt bei den Kontrolleu­ren an. Hier sind beide Konzerne ganz am Anfang. Ihre Meinung? Schreiben Sie der Autorin unter kolumne@rheinische-post.de

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