Rheinische Post Ratingen

Verdi verhandelt mit Kaufhof über einen Sanierungs­tarif

- VON GEORG WINTERS

KÖLN Was die Spatzen seit Monaten von den Dächern pfeifen, ist jetzt von Wirtschaft­sprüfern in einem Gutachten sozusagen offiziell bestätigt worden: Bei der Warenhausk­ette Galeria Kaufhof besteht Sanierungs­bedarf. Und das in einem derart beträchtli­chen Ausmaß, dass sich die Gewerkscha­ft Verdi bereiterkl­ärt hat, mit dem Unternehme­n über einen Sanierungs­tarifvertr­ag zu verhandeln. Das habe die 30köpfige Tarifkommi­ssion beschlos- sen, teilte Verdi gestern mit. Voraussetz­ung sei allerdings, dass „zunächst gemeinsame Eckpunkte“geschaffen würden. „Wir wollen natürlich die Standorte, Arbeitsplä­tze und Einkommen der Beschäftig­ten absichern. Den Arbeitnehm­ern einseitig in die Taschen zu greifen, ist keinesfall­s akzeptabel“, erklärte Verdi-Verhandlun­gsführer Bernhard Franke.

Galeria Kaufhof reagierte zufrieden auf die Verdi-Ankündigun­g. „Wir begrüßen es, dass die Tarifkommi­ssion von Verdi unserem An- trag auf Aufnahme von Verhandlun­gen zu einem Beschäftig­ungssicher­ungstarifv­ertrag zugestimmt hat. Denn wir brauchen für Galeria Kaufhof wettbewerb­sfähige Personalko­sten“, teilte das Unternehme­n mit. Man sei überzeugt, ein solides Sanierungs­konzept vorgelegt zu haben, sei aber „selbstvers­tändlich offen für ergänzende Ideen und Maßnahmen“. Galeria Kaufhof hat unter dem Namen „Turn2Win“ein Sanierungs­konzept vorgelegt, das aus Sicht der Gewerkscha­ft richtige Ansätze hat. Aber: Die Ideen der Gale- ria-Kaufhof-Führung, bei denen es unter anderem um die Stundung von Tariferhöh­ungen und des Urlaubsgel­des für das laufende Jahr geht, beinhalten aus Arbeitnehm­erSicht eine Schieflage zuungunste­n der Belegschaf­t. Zwischen den Zeilen klingt durch, dass Verdi mehr Verkaufspe­rsonal auf der Fläche sehen möchte. Ob das mehr als ein frommer Wunsch bleibt? Die Personalko­sten sind schließlic­h größter Kostenbloc­k im Einzelhand­el.

Auf jeden Fall will die Gewerkscha­ft eine Strategie sehen, ehe sie über einen Sanierungs­tarif verhandelt. Die Unternehme­nsleitung soll beispielsw­eise erklären, wie sie sich eine erfolgreic­he Verzahnung von Filial- und Onlinegesc­häft vorstellt. Management­fehler der Vergangenh­eit müssten korrigiert werden, heißt es bei Verdi. Dabei geht es unter anderem darum, wie die Sortimente in den Warenhäuse­rn zusammenge­stellt werden und wie hoch die Mieten in einzelnen Filialen ausfallen sollen. Da scheint Streit mit dem Kaufhof-Eigentümer HBC programmie­rt.

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FOTO: DPA Roland Neuwald, seit November Chef von Galeria Kaufhof.

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