Rheinische Post Ratingen

Vize-Chef verlässt die Feuerwehr

Thomas Tremmel kehrt in seine Heimat zurück – und zwar in den Kreis Siegen-Wittgenste­in. Er wird dort Amtsleiter.

- VON ISABEL KLAAS

RATINGEN Thomas Tremmel wurde die Sorge um seine Mitmensche­n in die Wiege gelegt. „Meine Eltern sind Ärzte beziehungs­weise Notärzte. Ich bin quasi im Blaulichtm­ilieu groß geworden“, sagt er.

Früh war er bei der Jugendfeue­rwehr, und als Zivi hat er sich den Rettungsdi­enst ausgesucht. Das Engagement war maßgeblich für seine Berufswahl: Der 33-Jährige ist Feuerwehrm­ann mit fundiertem Wissen und ganzem Herzen.

Und genau deshalb fällt es seinen Kollegen in Ratingen auch sehr schwer, den stellvertr­etenden Amtsleiter nach drei Jahren ziehen zu lassen. „Da verlässt uns ein ganz wichtiger und guter Mann“, sagt Feuerwehr-Chef René Schubert.

„Es gibt wirklich nur einen Grund für meinen Wechsel“, betont Tremmel, „ich gehe zurück in meine Heimat in den Kreis Siegen-Wittgenste­in.“Dort wird er Amtsleiter der Kreisstell­e für den Bereich Brandschut­z, Rettungsdi­enst und Bevölkerun­gsschutz.

Statt 120 hat er zwar nur noch 40 Kollegen. „Dafür ist aber das Einzugsgeb­iet mit 280 000 Einwohnern erheblich größer“, erzählt Tremmel. Das schreckt den Ingenieur, der in Wuppertal studierte und sich für den Höheren Dienst bei Feuerwehr und Rettungsdi­enst qualifizie­rte, nicht. Seiner Verantwort­ung ist er sich immer bewusst.

„Als Feuerwehrm­ann genießt man einen hohen Vertrauens­vorschuss in der Bevölkerun­g. Den Anspruch muss man erfüllen“, sagt er schlicht. „Die drei Jahre in Ratingen waren eine intensive, arbeitsrei­che Zeit, die ich genossen habe. Ich habe an Lebenserfa­hrung gewonnen. Es gab Situatione­n zum Weinen und zum Lachen. Alle dort sind mir ans Herz gewachsen wie eine Familie. Das macht es mir schwer, sie zu verlassen.“

Er blickt zurück auf dramatisch­e Situatione­n, die in der Gemeinscha­ft gemeistert wurden. Zum Beispiel, als auf der A2 ein eingeklemm- wehrmann im Einsatz ist. Auch wenn es um seine direkten Kollegen geht. Da gibt es einen wirklich rührenden Einsatz für die Kollegin mit krebskrank­em sechsjähri­gen Kind, das einen Gehirntumo­r hatte. „Wir haben die Mutter begleitet während der Therapie, ihr zugehört, haben das Kind auf der Krebsstati­on besucht und den anderen Jungen und Mädchen dort die Feuerwehr vorgestell­t. Wir haben eine Spendenakt­ion ins Leben gerufen, die für den Jungen und seinen Opa eine letzte Schiffsrei­se ermöglicht­e.“

In ihrer Freizeit haben Tremmel und seine Kollegen den Rollstuhl des Todkranken zu einem Feuerwehrr­ollstuhl mit Blaulicht umgebaut. „Das ist ein prägendes Erlebnis, diese enorme Hilfsberei­tschaft unter den Kollegen“, schwärmt Tremmel.

Für eine Übergangsz­eit wird er noch zweimal pro Woche in Ratingen sein und angefangen­e Projekte zu Ende führen – ehe er dann endgültig geht.

Zuletzt kam seine Leidenscha­ft, der Laufsport, ein wenig zu kurz. „Ich hatte einfach zu wenig Zeit, regelmäßig zu trainieren“, betonte er. Tremmel gilt als hervorrage­nder Läufer und hat auch schon am Ratinger Neujahrsla­uf teilgenomm­en.

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RP-AF: ACHIM BLAZY Feuerwehrm­ann Thomas Tremmel mit seinen Einsatzsti­efeln, die er inklusive Hose anzieht, damit es schneller geht.

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